Kroatien ist ein Land mit jahrhundertealter Weinkultur und zugleich ein Land spannender Gegensätze, wenn es um Rebsorten, Anbaumethoden und regionale Handschriften geht. Die Vielfalt der Weine lässt sich besonders gut an den vier offiziellen Weinregionen in Kroatien erkennen.
Jede der vier Weinregionen – „Kroatisches Hügelland”, „Istrien und Kvarner”, „Dalmatien” und „Slawonien und Donaugebiet” – hat ihre ganz eigene Identität, die durch Klima, Boden, Geschichte und Philosophie der Winzer geformt wird.
Das Kroatische Hügelland im zentralen und nordwestlichen Teil des Landes ist dabei das Reich der eleganten Weißweine und kleinen Familienweingüter. Auf sanften Hügeln in Orten wie Plešivica, Međimurje oder Moslavina entstehen feingliedrige Weine aus Sorten wie Riesling, Sauvignon Blanc oder Chardonnay.
Charakteristisch sind aber auch autochthone Spezialitäten wie Škrlet oder Pušipel, die fast ausschließlich hier zu finden sind. Neben der handwerklichen Weinbereitung überrascht die Region mit einer wachsenden Schaumweinproduktion, die durch das lokale Klima und die Besonderheiten des Bodens möglich ist. Besonders Plešivica gilt mittlerweile als kroatisches Zentrum für hochwertige Sekte.
Den Gegensatz dazu bilden Istrien und die Kvarner-Bucht, die mit mediterranem Klima, salziger Meeresluft und kalkhaltigen Böden aufwarten. Hier besteht die Weinproduktion schon seit der Antike. Auf der Halbinsel Istrien dominieren eigenständige, kraftvolle Weißweine – allen voran der „Malvazija Istarska”, der hier seine volle aromatische Tiefe entfalten kann. Im zentralen Istrien zeigt sich die Region aber auch von ihrer roten Seite.
Der autochthone Teran bringt fruchtige, würzige Rotweine mit lebendiger Säure hervor. Auf den Inseln der Kvarner-Bucht – etwa Krk oder Cres – entstehen aus Sorten wie dem „Žlahtina” charaktervolle Weißweine, die perfekt zur leichten, mediterranen Küche passen. Neben internationalen Reben werden vermehrt autochthone Sorten angebaut, was Weinliebhaber aus aller Welt anlockt und den Weintourismus fördert.
Dalmatien präsentiert sich kraftvoll, intensiv und urwüchsig. Hier wurden die ältesten Aufzeichnungen über den Weinrebenanbau in Kroatien entdeckt. Traditionell werden dabei bis heute mehr Rot- als Weißweine angebaut, denn die steilen, steinigen Lagen mit Blick auf das Meer liefern ideale Bedingungen für die autochthone Rotweinsorte „Plavac Mali”.
Besonders auf der Halbinsel Pelješac, der Insel Hvar und in der Region um Dingač entstehen tiefrote, konzentrierte Weine mit Charakter. Sorten wie der „Pošip” oder der „Grk” von den dalmatinischen Inseln sorgen wiederum für mineralische, frische Weißweine mit regionaler Prägung. Einzigartig ist die Weinrebe „Dubrovačka Malvasia”, da die Trauben sowohl trockene als auch süße Weine hervorbringen.
Slawonien und das Donaugebiet im Osten des Landes bilden die größte und produktivste Weinregion Kroatiens. Die weiten Anbauflächen rund um Kutjevo, Ilok und Baranja sind vor allem die Heimat des Welschrieslings bzw. „Graševina” – der wichtigsten Rebsorte Kroatiens. Obwohl ursprünglich international, hat sich der „Graševina” in Slawonien zu einer eigenständigen Identität entwickelt, die ihn fast autochthon wirken lässt.
Aus diesen Weintrauben stellen die Winzer verschiedene Weine her. Die Region überzeugt durch ein exzellentes Preis-Genuss-Verhältnis, während gleichzeitig die Qualität durch die neuen Winzergenerationen stetig steigt. Neben Weißweinen erleben auch rote Sorten wie Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon oder Zweigelt eine Renaissance.
Kroatiens Weinwelt lebt von spannenden Gegensätzen. Im Landesinneren entstehen frische, elegante Weine, an der Küste kräftige mediterrane Tropfen. Neben großen Traditionsgütern prägen auch kleine Familienbetriebe die Szene – und internationale Rebsorten stehen im Einklang mit autochthonen Spezialitäten. So trägt jede Region ihren eigenen Charakter bei und macht Kroatien zu einer der faszinierendsten Weinlandschaften Europas.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.