Das Po-Delta um Ferrara: Zwischen Renaissance und Radtour

Eine Haupt­stadt der Re­nais­sance- und der Fahr­rad-Kul­tur, eine pit­to­reske Was­ser­stadt, ein ein­zig­ar­ti­ges Öko­sys­tem, Wein und Ku­li­na­rik und noch viel mehr: Es gibt jede Menge Gründe, warum es lohnt, das Po-Delta um Fer­rara in der ita­lie­ni­schen Pro­vinz Emi­lia Ro­ma­gna ken­nen­zu­ler­nen.

Die Pro­vinz­haupt­stadt Fer­rara zählt zwei­fel­los zu den wich­tigs­ten Or­ten der ita­lie­ni­schen Re­nais­sance. Die UNESCO hat die Stadt da­für be­reits vor 30 Jah­ren zum Welt­kul­tur­erbe er­nannt. 1999 wurde der Ti­tel aus­ge­wei­tet und schließt seit­her auch die Ge­biete vor den To­ren der Stadt ein, in de­nen die Re­nais­sance-Her­zöge ihre Som­mer­re­si­den­zen er­rich­ten lie­ßen. Ei­nige von ih­nen sind bis heute er­hal­ten. Welt­erbe­sta­tus hat auch das Po-Delta als ein­zig­ar­tige Na­tur- und Kul­tur­land­schaft.

Rad­tour im Po Delta (c) Ar­chi­vio fo­to­gra­fico Po Delta Tou­rism

Kaum eine Stadt in Ita­lien lässt sich so gut mit dem Rad er­kun­den wie Fer­rara. Auf kur­zen We­gen kön­nen die nah bei­ein­an­der ge­le­ge­nen Se­hens­wür­dig­kei­ten ganz ent­spannt er­reicht wer­den. Doch es sind nicht nur die Tou­ris­ten: Auch die Ein­woh­ner Fer­ra­ras lie­ben die Fort­be­we­gung mit dem Rad im na­hezu au­to­freien Zen­trum ih­rer Stadt. Die schönste Rad-Stre­cke ist da­bei die gut er­hal­tene Stadt­mauer. Neun Ki­lo­me­ter lässt es sich dar­auf ge­müt­lich ra­deln, die Alt­stadt um­run­den und die Aus­sicht ge­nie­ßen.

Auch das Boot ist ein idea­les Ver­kehrs­mit­tel für Sight­see­ing-Tou­ren in und um Fer­rara. An der Sta­tion Dar­sena di Fer­rara le­gen Aus­flugs­boote ab, die auf dem Po di Vo­lano – ei­nem Sei­ten­arm von Ita­li­ens längs­tem Fluss – ver­keh­ren. Zu­nächst kön­nen die Pas­sa­giere da­bei die Stadt­mauer und die mäch­ti­gen Türme in Au­gen­schein neh­men, be­vor das Boot dann Kurs auf die fas­zi­nie­rende Was­ser­land­schaft zwi­schen Stadt und Küste nimmt. Ent­schleu­nig­ter lässt sich die sanfte, ge­schichts­träch­tige Land­schaft nicht er­le­ben.

Fla­min­gos (c) Ar­chi­vio fo­to­gra­fico Po Delta Tou­rism

Co­m­ac­chio – die heim­li­che Haupt­stadt der Po-Delta-Re­gion – ist eine Art „Ve­ne­dig in Klein­for­mat“, denn sie wurde auf 13 In­seln er­baut und ist von Ka­nä­len durch­zo­gen. Zu ei­ner span­nen­den Zeit­reise, die zu den an­ti­ken Zi­vi­li­sa­tio­nen des Po-Del­tas führt, lädt das Mu­seo Delta An­tico ein. Noch ein Must See ist die Ma­nif­at­tura dei Ma­ri­nati, in der bis heute Aal aus der La­gune auf tra­di­tio­nelle Weise ein­ge­legt und halt­bar ge­macht wird.

Die „Valli di Co­m­ac­chio“ – La­gu­nen-Seen im Hin­ter­land der Adria – ha­ben wie­derum ei­nen un­schätz­ba­ren Wert als Le­bens­raum für eine Viel­zahl von Tier- und Pflan­zen­ar­ten. Hun­der­ten Vo­gel­ar­ten bie­ten sie Rück­zugs­orte. Be­son­ders auf­fäl­lige Be­woh­ner die­ser Oase sind rosa Fla­min­gos. Wo sie als „rosa Wol­ken“ flie­gen, ver­lei­hen sie der Land­schaft ei­nen ganz be­son­de­ren Zau­ber.

Vini delle sab­bie (c) Ph. Mauro Gatti /​ Ar­chi­vio fo­to­gra­fico Po Delta Tou­rism

Es gibt viele Rou­ten, auf de­nen sich das Po-Delta und die La­gune von Co­m­ac­chio ganz ent­schleu­nigt mit dem Rad ent­de­cken las­sen. Eine da­von ist der 56 Ki­lo­me­ter lange Rund­weg um die La­gune, der vor ei­ni­gen Jah­ren zu ei­nem der schöns­ten Rad­wege Ita­li­ens ge­kürt wurde. Für un­ver­gess­li­che Ein­drü­cke sorgt die Teil­stre­cke auf dem Ar­gine degli An­geli – dem En­gel­damm, der auf schma­lem Grat übers Was­ser führt, schein­bar bis zum Ho­ri­zont und dort di­rekt in den Him­mel hin­ein.

Zur Ge­meinde Co­m­ac­chio ge­hö­ren sie­ben Ba­de­orte am brei­ten Strand der Adria­küste. Alle sie­ben „lidi“ wer­den seit Jah­ren mit dem in­ter­na­tio­na­len Gü­te­sie­gel „Blaue Flagge“ für nach­hal­tige Strand­be­wirt­schaf­tung, Sau­ber­keit und Si­cher­heit der Ba­de­stel­len aus­ge­zeich­net. Gleich hin­ter dem Strand bie­ten die Orte ein brei­tes Spek­trum an Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten mit Fe­ri­en­woh­nun­gen, Ho­tels, Cam­ping­plät­zen und be­hut­sam in die Na­tur ein­ge­bet­te­ten Fe­ri­en­dör­fern.

(c) pier­lui­gi­benini

Ne­ben Fisch und Mee­res­früch­ten spie­len Obst, Ge­müse und Reis eine wich­tige Rolle in den Kü­chen und auf den Ti­schen der Delta-Re­gion. Fein­schme­cker schät­zen die gro­ßen, et­was rund­li­chen Kör­ner der hier an­ge­bau­ten Sor­ten wie Car­naroli, Ar­bo­rio und Baldo. Sie bil­den die Ba­sis für köst­li­che Ri­sotti, die je nach Ge­schmack mit Fleisch‑, Fisch- oder Ge­mü­se­suppe, But­ter und Weiß­wein zu raf­fi­nier­ten De­li­ka­tes­sen wer­den.

Ne­bel, die sich vor al­lem im Früh­jahr und Herbst über die­sen Land­strich le­gen, be­ein­flus­sen die Reb­stö­cke und prä­gen den Cha­rak­ter der Bo­sco Eli­ceo DOC-Weine. Die salz­hal­ti­gen Bö­den ver­stär­ken ihn noch. Sau­vi­gnon ist hier in sei­nem Ele­ment. Auch Mer­lot und Fort­ana-Re­ben ge­dei­hen präch­tig. Ru­bin­rot im Glas emp­feh­len sie sich vor al­lem zu Fleisch­ge­rich­ten und lang ge­reif­tem Käse.

Kar­ne­val auf dem Was­ser (c) Ar­chi­vio Co­mune di Co­m­ac­chio

Fer­rara hat ei­nen ab­wechs­lungs­rei­chen Ver­an­stal­tungs­ka­len­der. Zu den her­aus­ra­gen­den Events ge­hö­ren das His­to­rien-Fest „Pa­lio“ mit Pfer­de­ren­nen im Mai. Beim „Bus­kers Fes­ti­val” im Au­gust trifft sich die in­ter­na­tio­nale Stra­ßen­mu­si­ker-Szene und Ende Ok­to­ber lockt das „Fer­rara Food Fes­ti­val”.

Auch Co­m­ac­chio lädt das ganze Jahr über zu Sport- und Mu­sik-Ver­an­stal­tun­gen ein. Um ku­li­na­ri­sche Tra­di­tion dreht sich al­les bei den Aal-Fes­ten im Herbst. Der Som­mer-Kar­ne­val wird in der Was­ser­stadt – wie könnte es an­ders sein – auf den Was­ser­stra­ßen ge­fei­ert. Im Juni la­den die Küs­ten­orte zu­dem zu den „Notte Rosa“ – Som­mer­näch­ten mit Licht­shows, die eine ro­sa­rote Brille über­flüs­sig ma­chen.

www.visitcomacchio.it /​ www.inferrara.it

Autorin: Elisabeth Kapral

Als Ju­ris­tin hat Eli­sa­beth ge­lernt, ex­akt zu for­mu­lie­ren. Das kommt ihr jetzt zu­gute, wenn sie für travel4news schreibt. Wor­über sie schreibt, weiß sie da­bei ganz ge­nau, denn sie hat be­reits 108 der 193 in der UNO ver­tre­te­nen Län­der be­sucht – und viele von ih­nen auch mehr­fach.

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