Zeitreise: Der Schwarzenbergische Schwemmkanal im Mühlviertel

Im Böh­mer­wald in Ober­ös­ter­reich – an der Grenze zwi­schen Obe­rem Mühl­vier­tel und Tsche­chien – schlän­gelt sich der Schwar­zen­ber­gi­sche Schwemm­ka­nal durch die Land­schaft. Das zwi­schen 1789 und 1793 er­rich­tete Bau­werk galt einst als tech­ni­sche Sen­sa­tion und ist auch heute noch eine höchst be­liebte At­trak­tion.

Ur­sprüng­lich er­baut, um Brenn­holz aus den dich­ten Wäl­dern Böh­mens bis zur Do­nau und wei­ter nach Wien zu trans­por­tie­ren, über­win­det der 39,5 Ki­lo­me­ter lange Ka­nal die „Eu­ro­päi­sche Was­ser­scheide“ zwi­schen Elbe und Do­nau und mün­det bei Has­lach in die Große Mühl. Von dort wur­den die Schei­ter zur Do­nau ge­schwemmt und auf Schiffe oder Flöße ver­la­den.

Pferd beim Schwemm­ka­nal (c) Al­fred Ho­fer

Zwi­schen 1821 und 1823 wurde der Schwar­zen­ber­gi­sche Schwemm­ka­nal um zwölf Ki­lo­me­ter ver­län­gert, wo­bei der Hirsch­berg­entun­nel als ei­nes der ers­ten Bau­werke sei­ner Art in Eu­ropa ent­stand. Trotz ei­nes mi­ni­ma­len Ge­fäl­les von 0,2 Pro­zent ge­lang es, über fast 100 Jahre hin­weg rund acht Mil­lio­nen Raum­me­ter Holz nach Wien zu trans­por­tie­ren.

Mit der Ver­brei­tung von Ei­sen­bahn und Kohle ver­lor der Ka­nal ab dem spä­ten 19. Jahr­hun­dert an Be­deu­tung und wurde schließ­lich 1891 still­ge­legt. Nach Jahr­zehn­ten des Ver­falls be­gann in den 1980er-Jah­ren die Re­stau­rie­rung. Heute wird der Ka­nal als in­ge­nieur­tech­ni­sche Meis­ter­leis­tung ge­fei­ert und er­hielt nach dem Fall des „Ei­ser­nen Vor­hangs“ im Jahr 1990 den Ti­tel „(s)achtes Welt­wun­der“.

Gra­nit­pil­gern im Mühl­vier­tel (c) Mühl­viert­ler Gra­nit­land

Um das kul­tu­relle Erbe der Re­gion wie­der zu be­le­ben, lässt der Ver­ein „Kul­tur­erbe Schwar­zen­ber­gi­scher Schwemm­ka­nal – Böh­mer­wald“ seit 1999 das alte Hand­werk im Rah­men re­gel­mä­ßi­ger Schauschwem­men wie­der auf­le­ben – samt ori­gi­nal­ge­treuer Klei­dung, tra­di­tio­nel­ler Mu­sik und re­gio­na­ler Be­wir­tung. Diese Ver­an­stal­tun­gen zie­hen in den Som­mer­mo­na­ten zahl­rei­che Be­su­cher an.

Ne­ben den Schauschwem­men bie­ten Rad­rou­ten und Wan­der­tou­ren am Be­gleit­weg eine Mög­lich­keit, die Ge­schichte des Schwemm­ka­nals zu Fuß oder auf dem Fahr­rad zu er­le­ben. Die ab­wechs­lungs­rei­chen Stre­cken sind gut aus­ge­schil­dert und so­wohl für An­fän­ger als auch für er­fah­rene Rad­fah­rer und Wan­de­rer ge­eig­net.

Die ge­samte Schwemm­ka­nal-Rad­route lässt sich am bes­ten mit ei­nem Shut­tle­trans­fer er­le­ben. Mit dem Fahr­rad­trans­port nach Haid­mühle in Deutsch­land ist es mög­lich, die Tour ganz un­kom­pli­ziert bis St. Os­wald bei Has­lach zu fah­ren. Die dies­jäh­rige „Schwemm­sai­son“ en­det üb­ri­gens mit dem Sai­son­ab­schluss am 6. Sep­tem­ber 2025 in Iglbach/​Oberhaag.

www.muehlviertel.at

Autorin: Elisabeth Kapral

Als Ju­ris­tin hat Eli­sa­beth ge­lernt, ex­akt zu for­mu­lie­ren. Das kommt ihr jetzt zu­gute, wenn sie für travel4news schreibt. Wor­über sie schreibt, weiß sie da­bei ganz ge­nau, denn sie hat be­reits 108 der 193 in der UNO ver­tre­te­nen Län­der be­sucht – und viele von ih­nen auch mehr­fach.

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