Australien ist ein Land voller lebendiger Geschichte, die tief in der Kultur und Spiritualität der Ureinwohner – der Aboriginal People – verwurzelt ist. Auf einer Reise durch den Kontinent offenbaren sich nicht nur atemberaubende Landschaften, sondern auch Einblicke in heilige Orte und alte Traditionen.
Besonders viele Spuren der Ureinwohner finden sich im Bundestaat South Australia – vom beeindruckenden Arkaroo Rock und dem Sacred Canyon, wo Felsmalereien und Gravuren aus der Traumzeit überdauert haben, über heiligen See Kati Thanda (Lake Eyre) bis zur Yorke Peninsula, wo die Narungga leben.
Auch der „Indigenous Tourism Trail” auf der Eyre Peninsula verbindet Orte von spiritueller und kultureller Bedeutung – und in der Hauptstadt Adelaide warten gleich zwei Museen mit umfangreichen Sammlungen einer der ältesten Kulturen der Welt auf.
1 | Arkaroo Rock und Sacred Canyon
Tiefrot leuchtet die Erde im Ikara-Flinders Ranges National Park – rund sechs Autostunden nördlich von Adelaide. Inmitten spektakulärer Gesteinsformationen verbirgt sich hier mit dem Arkaroo Rock ein Ort von besonderer Bedeutung. Über einen drei Kilometer langen Wanderweg erreichbar, offenbart er uralte Felsmalereien und Gravuren, die kunstvoll mit Ocker- und Kohlefarben geschaffen wurden.
Diese jahrtausendealten Bilder erzählen die Schöpfungsgeschichte von Wilpena Pound – dem imposanten Bergmassiv, das für das Volk der Adnyamathanha ein heiliger Ort ist – und zeugen von einer tiefen Verbindung zur Natur. Auch die mächtigen Sandsteinwände des Sacred Canyon – der „heiligen Schlucht“ – sind mit uralten Gravuren verziert. Tief in den Fels geritzt, erzählen sie von vergangenen Zeiten und zeigen Tierspuren, menschliche Figuren, Wasserstellen sowie geheimnisvolle Symbole.
2 | Kati Thanda – Lake Eyre
„Kati Thanda” bedeutet in der Sprache der Arabana- und Dieri-Völker schlicht „See“. Einst als Lake Eyre bekannt, ist Wasser hier jedoch selten zu finden. Gerade deshalb kommt dem größten Salzsee Australiens im Norden des südaustralischen Outbacks eine besondere Bedeutung für die Aboriginal People der Region zu. Denn das Wasser wird als Geschenk des Himmels betrachtet und ist ein Hinweis auf die Zyklen des Lebens.
Meist ist der Kati Thanda vollkommen ausgetrocknet, doch in Jahren mit außergewöhnlich starken Regenfällen kann er sich für kurze Zeit in eine wahre Oase und einen Zufluchtsort für zahlreiche Vögel und andere Tiere verwandeln, die den See dann als Brutstätte nutzen. Den spirituellen Ort, der mit zahlreichen kulturellen Erzählungen verbunden und Bestandteil der Traumzeit-Legenden ist, entdeckt man am besten bei einem Rundflug – zum Beispiel mit Wrightsair ab William Creek, Coober Pedy oder Arkaroola.
3 | Indigenous Tourism Trail
Der „Indigenous Tourism Trail” an der Westküste der Eyre Peninsula führt zu zahlreichen Orten, die für die Aboriginal People der Region sowohl spirituell als auch kulturell von großer Bedeutung sind. Die Reise beginnt im malerischen Poonindie nahe Port Lincoln und führt über Tumby Bay, Coffin Bay und die beeindruckenden Talia Caves bis zum Head of Bight ‑einer spektakulären Bucht rund 80 Kilometer nordwestlich von Nullarbor, in der Südkaperwale in den Wintermonaten ihre Jungen zur Welt bringen.
Der „Indigenous Tourism Trail” ist perfekt geeignet für einen Roadtrip. Auf gut ausgeschilderten Straßen kommt man sowohl an Aussichtspunkten als auch an Stätten vorbei, die einen Einblick in Traditionen und Geschichten der indigenen Völker geben. Da sind zum Beispiel die Höhlenmalereien der Talia Caves oder das Ceduna Arts and Culture Center mit Gemälden, Skulpturen, Schmuck und handgefertigten Artefakten, die die Traumzeit-Geschichten und das kulturelle Erbe widerspiegeln.
4 | Yorke Peninsula
Quenten Agius ist ein Nachfahre der Narungga und Ngadjuri. Sein Zuhause und das seines Volkes ist die Yorke Peninsula in Südaustralien. Mit „Aboriginal Cultural Tours” lädt er Reisende ein, tief in die Kultur und Traditionen seiner Vorfahren einzutauchen. Dabei liegt ihm besonders am Herzen, die Geschichten, Weisheiten und Wunder seines Volkes weiterzugeben und zu teilen.
Im Dhilba Guuranda – Innes National Park – einem der Ziele seiner mehrtägigen Touren – kann man traditionellen Zeremonien beiwohnen, den bewegenden Traumzeit-Geschichten lauschen und uralte Fundstätten erkunden. Dabei eröffnen sich einzigartige Einblicke in den Nationalpark aus der Perspektive seiner ursprünglichen Hüter. Wer lieber individuell und auf eigene Faust unterwegs ist, folgt auf vier Etappen dem „Coastal Way Road Trip”.
5 | Adelaide
Ausgangspunkt einer Rundreise durch Südaustralien ist fast immer Adelaide als Hauptstadt des Bundestaates. Hier beherbergt das South Australian Museum die weltweit größte Sammlung von Kulturgegenständen der Aboriginal People. Zu den herausragendsten Exponaten gehören dabei die Yuendumu Doors – kunstvoll bemalte Holztüren, die als Leinwand für die spirituellen Geschichten der Traumzeit dienten und heute als faszinierendes Beispiel indigener Kunst gelten.
Darüber hinaus präsentiert das Museum rund 3.000 weitere Artefakte, die einen tiefen Einblick in die reiche Kultur der Aboriginal People gewähren. Nur wenige Schritte entfernt – in der South Australian Art Gallery – erwartet die Reisenden mit den Dot Paintings ein weiteres bedeutendes Kapitel. Diese einzigartige Tupfentechnik, die in den 1970er-Jahren ihren Ursprung fand, ist bis heute ein prägendes Merkmal der Kunst und ein Ausdruck der lebendigen Traditionen, die über Generationen hinweg weitergegeben werden.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.