Zu den Highlights von Usbekistan zählt eine Vielzahl an Stätten, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Aber das „Juwel der Seidenstraße“ hat noch viel mehr zu bieten. Der Reiseveranstalter Art of Travel aus München hat Usbekistan erkundet, um außergewöhnliche Routen verwirklichen zu können.
Wer hätte gedacht, dass der Fallschirm in Usbekistan erfunden wurde? Ist aber so – nämlich in der legendären Stadt Samarkand. Nachdem die Gattin des großen Führers Timur wegen Untreue zum Tode verurteilt worden war, hatte sie eine letzte Bitte: Sie wolle sich all ihre Seidenkleider anziehen, bevor sie vom Minarett gestürzt wird. So schwebte sie wohlbehalten zu Boden und die Idee für den Fallschirm war geboren. Überhaupt spielt Seide eine große Rolle in dem zentralasiatischen Land, das seit Jahrtausenden für seinen Handel und seine reichen Traditionen bekannt ist.
Gastfreundschaft und kultureller Schmelztiegel
Usbekistan zählt zu den ältesten Kulturen der Erde. Das Land liegt an der historischen Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeer verbindet, wobei hier schon Handel zwischen Europa und Ostasien betrieben wurde, lange bevor es die Seidenstraße überhaupt gab.
Usbekistan vereint unzählige kulturelle und architektonische Schätze und wird daher gerne als „Juwel an der Seidenstraße“ bezeichnet. Wüstenstädte wie aus 1001 Nacht verführen die Besucher ebenso wie imposante Moscheen und Medresen. Mittelalterliche Gebäude mischen sich mit sowjetischen Betonbauten und moderner usbekisch-islamisch geprägter Architektur.
Um von einem Ort an den anderen zu gelangen, gibt es hervorragende Zugverbindungen und ausreichend gute Straßen. Landschaftlich begeistert Usbekistan mit weiten Wüsten und Steppen im Westen. Im Osten erhebt sich ein beeindruckendes Hochgebirge, zu dessen Fuße sich herrlich fruchtbare Landschaften erstrecken.
Legendär sind die usbekische Gastfreundschaft und die Aufgeschlossenheit der Menschen. Die Usbeken sind sehr offen und neugierig. Sie freuen sich immer, mit den Besuchern ihres Landes, auf das sie zurecht sehr stolz sind, ins Gespräch zu kommen. Dabei sind sie aber überhaupt nicht aufdringlich, was bei einer individuellen Reise einen großen Unterschied macht.
Der Garten Zentralasiens
Eine Reise durch Usbekistan hat auch kulinarisch ihren Reiz. Die Küche ist abwechslungsreich und wider Erwarten sehr mild. Häufig finden sich sauer eingelegte Rezepturen, die gut verträglich und gesund sind. Besonders köstliche usbekische Spezialitäten, die unbedingt probiert werden müssen, sind die Teigtaschen „Samsa“, die speziellen Nudeln „Lagman“ und natürlich das traditionelle Reisgericht „Plov“, das 2016 in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde.
Ein Highlight, das nicht verpasst werden darf, ist ein Abstecher in einen usbekischen Biergarten und in das Restaurant „Ulfaltar” in Samarkand. Hier geht es landestypisch zu – mit viel Musik und Tanz, denn ausgelassenes Feiern gehören zur DNA der Usbeken. Weniger bekannt ist, dass in Usbekistan seit über 6.000 Jahren Wein angebaut wird. Marco Polo hat davon schon berichtet. Daher wird das Land auch der „Garten Zentralasiens“ genannt.
Wunderschön sind die Straßen und Alleen in den Städten, die von üppigen Maulbeerbäumen gesäumt sind. Diese sind einerseits Futterquelle der Seidenraupen, die dann fleißig die Seide spinnen können, und liefern andererseits den Rohstoff für das kostbare Seidenpapier. Noch etwas Besonderes wird in Usbekistan angebaut: die „weißes Gold“ genannte Baumwolle.
Choresmien – die älteste Kultur Zentralasiens
Fast 4.000 Jahre zurück – Mitte des 2. Jahrtausends vor Christus – liegt der Ursprung der Choresmien-Kultur, die in ihrer Bedeutung mit Ägypten und Babylon gleichzusetzen ist und ein kostbares Erbe hinterlassen hat. Städte verloren im Sand, imposante Festungen und der Zoroastrismus – eine der ältesten Religionen der Welt – gehören dazu.
Heute ist Choresmien ein Bezirk Usbekistans, der sich am Fluss Amadaryo – in der Antike „Oxus” genannt – zwischen der Karakum-Wüste im Süden und der Kyzylkum-Wüste im Osten erstreckt. Hauptstadt ist Chiva (Xiva) – eine Stadt mit turbulenter Geschichte, die ebenfalls schon mehr als 2.500 Jahre zurück reicht und von mehrfachen Eroberungen und Zerstörungen geprägt ist.
Die Gründungslegende besagt, dass Sem – ein Sohn Noahs – hier eine Quelle gefunden und daher einen Brunnen gebaut hat. Das Wasser des bis heute sprudelnden Cheivak-Brunnens war kühl und süß und damit „wohltuend“ – übersetzt „Chiwa“. Die Altstadt Ichan Qala steht seit 1968 komplett unter Denkmalschutz und ist seit 1990 auch UNESCO-Welterbe. Mit ihren rund 7.000 Bewohnern ist sie heute ein lebendiges Museum und mit ihren verwinkelten Gassen, den prächtigen Palästen, Moscheen und Minaretten eine wahre Märchenwelt aus 1001 Nacht.
Buchara – 1001 Nacht live
Weiter geht es nach Buchara – einer Stadt voller Geschichten und Sehenswürdigkeiten. Einst war sie wichtiger Handelsort, politische Mitte, eines der geistlichen Zentren des Orients und auch die erste Stadt Mittelasiens, in der sich der Islam durchsetzte. Doch seit jeher herrscht hier eine große Toleranz für andere Glaubensrichtungen. So leben in Buchara beispielsweise Juden und Muslime schon immer friedlich nebeneinander.
In der Altstadt gibt es ein Viertel, das mit seinen 20.000 Bewohnern die größte jüdische Gemeinde Zentralasiens bildete. Die Altstadt ist Weltkulturerbe der UNESCO und Herzstück der Seidenstraße. Bucharas Geschichte soll mindestens 2.500 Jahre zurückreichen, doch wie alt die Stadt wirklich sein könnte, ist nicht dokumentiert. Sie wurde von Mazedoniern und Dschingis Khan erobert, von Marco Polo bewundert und Amir Timur gab ihr den Titel „Sharif“, was „heilig” bedeutet.
Samarkand – die Perle des Orients
Samarkand stellt selbst Buchara in den Schatten. Einst die Hauptstadt des großen Temuriden-Reiches, ist sie mit ihren 2.750 Jahren eine der ältesten Städte der Welt und daher mit Rom, Athen oder Babylon gleichzusetzen. Natürlich ging es im Laufe der Jahrtausende auch hier wechselvoll und turbulent zu. Eine imposante Zeugin ist beispielsweise die Ruine von Afrosiyab auf einem Hochplateau im Osten mit ihrer Festung aus dem 8. Jahrhundert vor Christus.
Die Römer und Griechen nannten die Stadt „Marakanda“. Im Jahr 329 vor Christus wurde sie von Alexander dem Großen erobert. Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten ist der Registan – ein riesiger Platz mit drei faszinierenden Medresen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, der über Jahrhunderte hinweg das Zentrum des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt bildet.
Tashkent – die älteste Metro Zentralasiens
In Tashkent trifft Geschichte auf Neuzeit. Die Hauptstadt von Usbekistan ist auch schon 2.000 Jahre alt und ein Spiegel der verschiedenen Kulturen. Orient mischt sich mit Post-Sowjet-Charme und Moderne zwischen Museen, Theatern und vielen breiten Alleen. Selbst moderne Street Art ist hier zu bewundern. Ein absolutes Highlight ist eine Fahrt mit der Metro – am besten mit den alten Wagen aus den 1970er-Jahren.
Immerhin ist Tashkent die einzige Stadt in Zentralasien mit einer U‑Bahn. Die Bauarbeiten begannen 1973 und bereits vier Jahre später wurde die erste Linie in Betrieb genommen. Das moderne Leben spielt sich aber rund um den City Park ab, der bei Sonnenuntergang erwacht: Jeden Abend verzaubert eine Licht- und Musikshow mit Fontänen einheimische Familien und Touristen.
Abenteuerlich ist es hingegen, über den riesigen Chorsu-Basar zu schlendern, der bereits seit dem Mittelalter bekannt ist und dessen Entstehung auf das 10. Jahrhundert zurückgehen soll. In den verschiedenen Pavillons gibt es alles, was das Herz begehrt – von Teppichen, Kunsthandwerk, Dekoration und Schmuck bis zu Gewürzen, Kräutern und anderen Lebensmitteln. Perfektes Mitbringsel ist eine „Telpek” – eine landestypische Mütze, die vor Hitze schützt.
Reise nach Usbekistan
Bei einer Reise durch Usbekistan, die so viel Unbekanntes, Faszinierendes und Facettenreiches zu bieten hat, sollte auf alle Fälle ein Stopp in der sagenhaften Landschaft vorgesehen sein. Usbekistan bietet auch sehr gute Unterkünfte – seien es Hotels oder kleine Residenzen, die mit Riads vergleichbar sind und liebevoll privat geführt werden. Die beste Reisezeit sind die Monate September bis November und April bis Mitte Juni. Dazwischen ist es zu kalt bzw. zu heiß.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.