Saint Patrick begegnet man auf der grünen Insel ständig. Besonders gilt das für den knapp 150 Kilometer langen „Saint Patrick‘s Trail”, der vom ersten Kirchenbau des Heiligen in Armagh City bis zu seinem Grab in Downpatrick führt – und damit quer durch Nordirland.
Insgesamt 15 wichtige Wirkungsstätten verbindet die mit dem Auto erfahrbare Strecke. Dazu gehören auch angeblich Heilkräfte besitzende Quellen (Struell Wells) und die weltweit größte Statue des Heiligen Patrick (Slieve Patrick), der im 5. Jahrhundert lebte und als Missionar ganz eng mit der Christianisierung Irlands verbunden war.
Heiliges Jahr als Pilgerjahr
Diese Highlights fehlen bei der etwas kürzeren, aber durch teils spektakuläre Landschaften verlaufenden Variante für Wanderer namens „Saint Patrick’s Way”. Doch ein großer Teil der beiden Routen ähnelt sich. Angesichts des anhaltenden Wanderbooms kommt dem „Way” indessen noch eine deutlich größere Bedeutung zu – vor allem im Heiligen Jahr 2025, das dem religiös oder spirituell motivierten Wandern einen Extraschub verleiht.
Das päpstliche Motto „Pilger der Hoffnung“ macht da manchen womöglich zusätzlich Beine. Gepaart mit der Erkenntnis, dass es sowohl in und auf dem Weg nach Rom als auch auf dem berühmten Jakobsweg zuweilen arg voll werden kann, sind garantiert auch attraktive Alternativen gefragt. Der „Saint Patrick‘s Way” ist nicht nur aus diesen Gründen ein empfehlenswerter Kandidat.
So macht stempeln gehen Spaß
Eröffnet wurde der 143 Kilometer lange, gut beschilderte Fernwanderweg im März 2015. Zum zehnjährigen Bestehen lässt sich festhalten, dass sich die Idee, rund 30 wichtige Orte und Sehenswürdigkeiten im Zusammenhang mit dem Heiligen Patrick zu einer sechs- bis zehntägigen Tour für Freizeitwanderer und Pilger zu kombinieren, schon jetzt als voller Erfolg erwiesen hat.
Das belegen kontinuierlich steigende Nutzungs- und Übernachtungszahlen in der Region ebenso wie die stark nachgefragten Wanderpässe, die in allen örtlichen Besucherzentren und im Internet erhältlich sind und an zehn Stationen entlang der Route abgestempelt werden können.
Kirchen, Klöster und Kultur
Den ersten Stempel gibt es im Navan Centre & Fort, das man besser unter dem Namen Emain Macha und als eine der wichtigsten Ausgrabungsstätten Irlands kennt. Im nahe gelegenen Armagh City errichtete der Schutzheilige 445 nach Christus seine erste große Steinkirche. Irlands erste kirchliche Hauptstadt fungiert auch als Veranstaltungsort des „Home of St. Patrick Festival“ rund um seinen Todestag am 17. März, bei dem eine Woche voller Kultur, Musik, Gesang und Tanz geboten wird.
Zeitlos schön gestaltet sich indes die Naturkulisse, die sich auf dem weiteren Laufweg auftut. Einmal wandert man über leicht ansteigende Hügel, einmal an historischen Kanälen entlang, einmal zu Füßen aufragender Granitberge bis zur historischen Stadt Newry. Im Bagenal‘s Castle können die Besucher übrigens Gewänder aus dem Ritterorden vom Heiligen Patrick bewundern.
Finale in Downpatrick
Dem Ort Downpatrick kommt eine noch höhere Bedeutung zu, liegt doch Patrick unter dem Memorial Stone auf dem Gelände der traumhaften Down Cathedral begraben. Das in einem modernen Komplex untergebrachte Saint Patrick Centre nebenan ist nicht nur für den letzten Stempel im Wanderpass relevant, der bei voller Punktzahl mit einer Urkunde belohnt wird, sondern absolut sehenswert.
In der irlandweit einzigen dauerhaft geöffneten Ausstellung über das Leben und die Geschichte des Heiligen Patrick lassen sich letzte Wissenslücken über ihn schließen. Das geschieht etwa mit der Information, dass sich Patrick als Teenager auf den Hängen des Slemish Mountain nordwestlich von Belfast – auch das ist heute ein gern angesteuerter Pilgerort – jahrelang als Schafe hütender Sklave abmühte, bevor er seine „Karriere“ als Nationalheiliger startete.
Der St. Patrick‘s Way and Art Trail
Sie haben ähnliche Namen, doch sie liegen in unterschiedlichen Regionen und haben einen ganz anderen Charakter. Der im Sommer 2024 eröffnete St. Patrick‘s Way & Art Trail lässt vermuten, dass er sich an den Pilgerweg gleichen Namens anschließt. Das ist jedoch nicht der Fall , befindet sich dieser doch in Skerries im County Fingal nördlich von Dublin.
Außerdem handelt es sich mit fünf Kilometern Länge um eine eher kurze Strecke. Dafür wird diese mit einer ganzen Reihe von Kunstwerken und Figuren aus Aluminium, Bronze oder Metall aufgehübscht.
Kartentafeln informieren über die Objekte und deren Künstler, über Sehenswürdigkeiten des Ortes Skerries und insbesondere über den angeblichen Fußabdruck von Saint Patrick. In einem Felsen am Ufer von Red Island kann man ihn mit viel gutem Willen und Fantasie erkennen. Er soll von dem Heiligen stammen, als dieser wutentbrannt von St. Patrick’s Island mit gigantischen Sprüngen nach Skerries eilte, um den Verbleib seiner Ziege zu klären.
Der Heilige Patrick
Saint Patrick ist der Nationalheilige und Schutzpatron Irlands und vor allem für seine Rolle bei der Verbreitung des Christentums auf der Insel bekannt. So beliebt er auch sein mag: Historisch verbürgt weiß man bis heute recht wenig über ihn – sind doch Fakten und Legenden untrennbar miteinander verbunden.
Allgemein nimmt man jedoch an, dass Patrick Ende des 4. Jahrhunderts in Britannien geboren, als Jugendlicher von Piraten entführt und als Sklave nach Irland gebracht wurde. Nach seiner Flucht kehrte er später als Missionar zurück. Mit großem Eifer predigte er das Christentum und soll viele Menschen zum Glauben bekehrt haben.
Legenden berichten, dass er mit einem Kleeblatt die Dreifaltigkeit erklärte und Irland von Schlangen befreite, was wohl eher symbolisch für den Triumph über das Heidentum steht – sind sich Experten doch recht einig, dass es auf der Insel nie Schlangen gab. Am 17. März 461 ist der Gründer zahlreicher Kirchen im County Down gestorben. So erklärt sich auch, warum der 17. März als Gedenktag für Patrick gefeiert wird.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.