Die Höhlen von Malaysia beherbergen eine Vielzahl an Fledermäusen, verschiedenen Vogelarten und beeindruckenden Stalagmiten und Stalaktiten. Einige dieser Höhlen sind auch von alten Geheimnissen und Legenden umgeben.
Archäologische Forschungen haben dort Höhlenmalereien und andere Hinweise auf frühes menschliches Leben ans Licht gebracht. In den zahlreichen Schau- und Abenteuerhöhlen Malaysias erwachen somit Jahrtausende alte Geschichten zum Leben, die nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Wandmalereien in den Höhlen von Borneo
Der Bundesstaat Sarawak im malaysischen Teil von Borneo zieht Naturkundler mit Höhlen der Superlative in seinen Bann. Die Mulu-Höhlen im Gunung Mulu Nationalpark bilden zum Beispiel eines der größten und längsten Höhlensysteme der Welt. Etwa 200 Kilometer des UNESCO-Welterbes wurden bereits vermessen und erforscht – aber das sind nur 30 Prozent der geschätzten Gesamtlänge. Zu den herausragenden Merkmalen zählt die „Sarawak Chamber” – die größte bekannte Höhlenkammer der Welt mit einer Länge von 600 Metern, einer Breite von 415 Metern und einer Höhe von 80 Metern.
Eindrucksvoll ist auch die „Deer Cave”, die mit einem Durchmesser von 120 bis 150 Metern als größter Höhlengang der Welt gilt. Das „Clearwater Cave System” hält wiederum mit 110 Kilometern kartierten und erforschten Gängen den Rekord als längste Höhle in Asien. Der Nationalpark ist damit auch Heimat einer äußerst vielfältigen Flora, wie sie auf der Welt in einem vergleichbaren Ökosystem nur selten zu finden ist.
Allein in der „Deer Cave” ist mit über drei Millionen Tieren eine der weltweit größten Kolonien von Freischwanzfledermäusen beheimatet. Außerdem beherbergt sie die größte Anzahl verschiedener Fledermausarten, die in einer einzigen Höhle vorkommen. Für die Erkundung der Mulu-Höhlen wird die Begleitung eines erfahrenen Guides dringend empfohlen – insbesondere bei Touren zur „Sarawak Chamber”.
Die Niah-Höhlen im gleichnamigen Nationalpark sind nicht nur Naturwunder, sondern auch eine der bedeutendsten prähistorischen Fundstätten in Südostasien. Vor allem die „Painted Cave” bietet mit ihren uralten Wandmalereien – darunter Särge in Form von Holzbooten – und der Fundstelle eines mindestens 40.000 Jahre alten Schädels aus der Altsteinzeit faszinierende Einblicke in die Vergangenheit. Die Höhlen im Niah Nationalpark können auf eigene Faust erkundet werden. Entlang der ausgeschilderten und befestigten Routen erreichen die Besucher die wichtigsten Attraktionen zu Fuß.
Im benachbarten Sabah ist die „Gua Gomantong” bekannt für die hunderttausenden an Salanganen – schwalbenähnlichen Vögeln, die dort ihre Nester bauen. Diese Nester sind Hauptbestandteil der Schwalbennestersuppe – einer Delikatesse in der chinesischen Küche, die für ihre vermeintlich gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt wird. Das sie ausschließlich aus dem Speichel der Salanganen bestehen, werden sie streng reglementiert und unter Lizenz gesammelt, um die Bestände zu schützen.
Die Ernte findet zweimal pro Saison statt – einmal zu Beginn der Brutzeit direkt nach dem Bau des ersten Nests vor der Eiablage und einmal am Ende der Brutzeit, wenn die Jungen bereits ausgeflogen sind. Das Sammeln der Nester ist eine uralte Tradition. Da der Vogelspeichel kaum Eigengeschmack hat, werden die Nester anschließend zusammen mit Kalbfleisch in einer kräftigen Hühnerbrühe gekocht, wodurch sie sich auflösen und der Suppe eine gelatinöse Textur verleihen. Schließlich wird die Suppe oft mit Sherry oder Brandy verfeinert.
Tigerskelette und die seltenste Spinne der Welt
Auch auf der malaysischen Halbinsel lassen sich faszinierende und geheimnisvolle Höhlen entdecken. Im Bundesstaat Perak wurde 1992 in der Decke der Kalksteinhöhle „Gua Naga Mas” im Kinta-Tal das Fossil eines urzeitlichen Tigers gefunden. Forscher schätzen sein Alter auf 2,5 Millionen bis 11.000 Jahre. Perak ist auch bekannt für seine Höhlentempel – darunter den berühmten „Perak Tong Cave Temple” und den „Sam Poh Tong Temple”. Hier können die Besucher beeindruckende Buddha-Statuen bewundern und Höhlenmalereien betrachten, die Szenen aus der chinesischen Mythologie und buddhistische Schriften darstellen.
Die „Batu Caves” in Selangor – kurz vor den Stadtgrenzen von Kuala Lumpur – sind nicht nur für ihren weltberühmten Hindu-Tempel – den „Sri Subramaniam Temple” – bekannt, sondern beherbergen auch die „Dark Cave”. In dieser Höhle existiert eine über 100 Millionen Jahre alte Tiergemeinschaft, zu der die seltenste Spinne der Welt – die Trapdoor-Spinne – gehört.
Die komplexen Formationen von Stalaktiten und Stalagmiten umfassen faszinierende Strukturen wie Höhlenvorhänge, Flusssteine, Höhlenperlen und Muscheln, die über Tausende von Jahren entstanden sind. Um die einzigartige Ökologie der Höhle zu schützen, ist der Zugang beschränkt. Die Malaysian Nature Society bietet aber regelmäßig Bildungs- und Abenteuerausflüge zu den „Dark Wet Caves” an, die von Reisenden gebucht werden können.
An der Ostküste von Westmalaysia, im Bundesstaat Terengganu, erwartet die Besucher die „Gua Bewah”, die vor mehr als 13.000 Jahren den einheimischen Völkern als Zufluchtsort vor Naturkatastrophen und feindlichen Angriffen diente. Archäologische Untersuchungen zeigen, dass die frühe Besiedlung prähistorischer Menschen von der Hoabinhian-Ära oder dem Mesolithikum bis zur neolithischen Zeit reicht.
Eine bedeutende Entdeckung war das Skelett eines neolithischen Menschen, das von einem Archäologen des Nationalmuseums entdeckt wurde. In den 1970er-Jahren wurden auch Artefakte wie Steinäxte, Feuerbohrer, Steinschneider und Keramikscherben gefunden, die weitere Einblicke in das frühere Leben bieten. Zusätzlich beherbergt die „Gua Bewah” eine vielfältige Tierwelt mit seltenen Fledermausarten und Höhlenkrebsen.
Begleitete Führungen durch Malaysias Höhlen können beispielsweise über die Malaysian Nature Society gebucht werden. Sie bietet in der Regel Tagesausflüge an, aber auch mehrtägige Erkundungstouren sind möglich. Der Schutz der Höhlenumgebung ist von höchster Bedeutung, daher sollten die Besucher besonders in Höhlen mit tierischen Bewohnern darauf achten, kein Blitzlicht zu verwenden, um die Tiere nicht zu erschrecken oder zu stören.

Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.



