Bad Gastein: Die lang erhoffte Renaissance einer Legende

Die Re­vi­ta­li­sie­rung des his­to­ri­schen Zen­trums in Bad Gas­tein im Land Salz­burg schrei­tet wei­ter voran – und der nächste große Schritt steht un­mit­tel­bar be­vor: Die Ho­tel­pro­jekte am Strau­bin­ger­platz ge­hen in die letzte Bau­phase vor der Er­öff­nung im Som­mer 2023 .

Seit dem Be­kannt­wer­den der Pläne des Münch­ner Fa­mi­li­en­un­ter­neh­mens Hirmer und des­sen Toch­ter Tra­vel Charme, das denk­mal­ge­schützte En­sem­ble aus Ho­tel Strau­bin­ger, Ba­de­schloss und Al­ter Post wie­der Le­ben ein­zu­hau­chen, ha­ben sich viele wei­tere Pro­jekte er­ge­ben, die den tra­di­ti­ons­rei­chen Ur­laubs­ort in den Al­pen aus sei­nem jahr­zehn­te­lan­gen Dorn­rös­chen­schlaf ho­len wol­len.

Bereits eröffnet: Boutiquehotel „the cōmodo“

the cō­modo (c) Fat Tony Stu­dio

Die Re­vi­ta­li­sie­rung des ehe­ma­li­gen Habs­bur­ger­ho­fes in der Kai­ser­hof­straße ist in­zwi­schen ab­ge­schlos­sen: Das neue Bou­ti­que­ho­tel „the cō­modo“ hat im Jän­ner seine Tü­ren ge­öff­net. Seit Ende 2017 stand das Ge­bäude leer, bis es 2019 von ei­ner Ber­li­ner Ar­chi­tek­tin ge­kauft und von ih­rem Büro um­ge­stal­tet wurde. Das au­ßer­ge­wöhn­li­che In­te­rior wurde von weStu­dio ent­wi­ckelt.

„the cō­modo“ um­fasst 70 Zim­mer, die alle mit Kunst, Vin­tage- und mo­der­nen hand­ge­mach­ten Mö­beln aus­ge­stat­tet sind und ei­nen herr­li­chen Aus­blick auf das Tal oder die be­wal­dete Berg­welt bie­ten. Für das leib­li­che Wohl sorgt ein à la carte Re­stau­rant mit mo­der­ner ös­ter­rei­chi­scher Kü­che, für des­sen Kon­zept der Ber­li­ner Koch Max Jen­sen ver­ant­wort­lich ist. Ne­ben ei­nem In­door-Pool mit spek­ta­ku­lä­rem Aus­blick steht auch ein Spa-Be­reich mit Son­nen­deck be­reit.

Die Wiederbelebung des Straubingerplatzes

Bad Gas­tein mit Vi­sua­li­sie­rung des Ho­tel­turms Strau­bin­ger (c) BWM Ar­chi­tek­ten /​ maxsteinbauer.com

Trotz des lan­gen Still­stan­des im his­to­ri­schen Zen­trum war Bad Gas­tein im­mer eine der Top-Tou­ris­mus­de­sti­na­tio­nen in Ös­ter­reich – wenn auch zu­letzt fast nur noch für Win­ter­sport­ler in der kal­ten Jah­res­zeit. Nach 24 Jah­ren wer­den nun die Ge­bäude am Strau­bin­ger­platz bald wie­der Tou­ris­ten aus al­ler Welt ganz­jäh­rig be­her­ber­gen.

Das Ba­de­schloss wird um ei­nen har­mo­nisch in die al­pine Ku­lisse ein­ge­bet­te­ten Zu­bau in Form ei­nes Turms er­wei­tert und in Zu­kunft über rund 100 Zim­mer ver­fü­gen. Das Thema Ba­de­kul­tur prägt da­bei das ge­samte Er­schei­nungs­bild des Ho­tels und lässt ei­nen kos­mo­po­li­ti­schen Ort der Ge­mein­schaft ent­ste­hen, der das Ent­de­cken von Neuem wie Alt­be­kann­tem ze­le­brie­ren soll.

Zwei Kaiser und ein Stück Weltpolitik

Bau­fort­schritt im En­sem­ble Strau­bin­ger­platz (c) TVB Bad Gas­tein /​ Marktl Pho­to­gra­phy

Das als Fünf-Sterne-kon­zi­pierte Ho­tel Strau­bin­ger wie­derum um­fasst künf­tig knapp 50 Zim­mer und wird nahe am ur­sprüng­li­chen Stil neu­ge­stal­tet. Un­ter­malt wird die be­son­dere At­mo­sphäre in die­sem Haus vom Rau­schen des di­rekt an­gren­zen­den Was­ser­falls von Bad Gas­tein. Beide Ho­tels sind im Erd­ge­schoss of­fen ge­stal­tet und mit je­weils ei­nem Re­stau­rant, ei­nem Café bzw. ei­ner Ta­ges­bar und ei­ner Lobby aus­ge­stat­tet.

Einst wurde in die­sen drei Ge­bäu­den Welt­po­li­tik be­trie­ben. Der ös­ter­rei­chi­sche Kai­ser Franz Jo­sef re­si­dierte im „Strau­bin­ger” und der deut­sche Kai­ser Wil­helm I. im „Ba­de­schloss”. Die bei­den Re­gen­ten stat­te­ten ein­an­der re­gel­mä­ßig Be­su­che ab. Im „Strau­bin­ger” wurde auch der „Gas­tei­ner Ver­trag” von 1865 un­ter­zeich­net – eine Ver­ein­ba­rung zwi­schen Preu­ßen und Ös­ter­reich über die Ver­wal­tung Lau­en­burgs, Schles­wigs und Holl­steins nach dem Deutsch-Dä­ni­schen Krieg.

Holen Sie sich unseren Newsletter!

News und Tipps – bis zu zwei­mal pro Wo­che kos­ten­los in Ih­rem Post­fach

Fol­gen Sie uns auf So­cial Me­dia:

Facebook | Instagram | Threads

Der langsame Verfall der Herrlichkeit

Bad Gas­tein (c) Gas­tei­ner­tal Tou­ris­mus GmbH /​ Ronny Katsch

Das ein­zig­ar­tige Orts­bild von Bad Gas­tein mit sei­nen ein­drucks­vol­len Belle-Épo­que-Bau­ten fas­zi­niert schon seit de­ren Er­rich­tung. Die au­ßer­ge­wöhn­li­che Ar­chi­tek­tur in der al­pi­nen Berg­land­schaft sorgte auch schon für viele Ver­glei­che mit in­ter­na­tio­na­len Top-De­sti­na­tio­nen. So wurde der Ort be­reits als das Wien, Monte Carlo, Ber­lin, Man­hat­tan oder Ve­ne­dig der Al­pen be­zeich­net.

Den­noch fand sich in den letz­ten Jahr­zehn­ten nie­mand, der den kon­ti­nu­ier­li­chen Ver­fall des his­to­ri­schen Zen­trums stop­pen und in die im­mer drin­gen­der not­wen­dig ge­wor­dene Re­vi­ta­li­sie­rung der Ho­tel­ge­bäude in­ves­tie­ren wollte. Zu­letzt stan­den fast alle leer und bo­ten durch­wegs ei­nen mehr als trau­ri­gen An­blick.

Der Straubingerplatz als Wendepunkt

(c) De­sign­ho­tel The Cō­modo

Den Wen­de­punkt in die­ser Ent­wick­lung, die sich ei­gent­lich kei­ner er­klä­ren konnte, be­deu­tete der Kauf des Ge­bäu­de­en­sem­bles am Strau­bin­ger­platz durch die Hirmer-Gruppe im Jahr 2018, nach­dem die­ses ein Jahr zu­vor vor­über­ge­hend vom Land Salz­burg er­wor­ben wor­den war. Denn schon kurz da­nach stell­ten sich die ers­ten In­ter­es­sen­ten für wei­tere Ob­jekte in Bad Gas­tein ein.

„So­wohl der Bau­fort­schritt am Strau­bin­ger­platz als auch die Auf­bruchs­stim­mung, die in ganz Bad Gas­tein herrscht, be­ein­dru­cken mich. Den tra­di­ti­ons­rei­chen Häu­sern wurde durch das mu­tige En­ga­ge­ment der ver­gan­ge­nen Jahre neues Le­ben ein­ge­haucht und sie ver­sprü­hen nun end­lich wie­der den Glanz aus ih­rer Blü­te­zeit. Mit der Er­öff­nung des re­no­vier­ten, his­to­ri­schen Ge­bäu­de­en­sem­bles im Orts­zen­trum wird in we­ni­gen Mo­na­ten eine neue Ära des Tou­ris­mus im Gas­tei­ner­tal ein­ge­lei­tet.“

Lan­des­haupt­mann Wil­fried Has­lauer

Im Som­mer 2021 er­öff­nete bei­spiels­weise im ehe­ma­li­gen Ho­tel Weis­mayr die in­ter­na­tio­nale Ho­tel­kette Se­lina. Im Sep­tem­ber des­sel­ben Jah­res machte das Apart­ho­tel Das Schi­der auf. Ei­nige wei­tere Pro­jekte sind be­reits in Be­gut­ach­tung bei der Ge­meinde, wie das Sa­voy und das Ho­tel Sil­ber­krug.

Weitere Projekte in der Pipeline

the cō­modo (c) Fat Tony Stu­dio

Mit der Er­öff­nung von the cō­modo, dem ehe­ma­li­gen Habs­bur­ger­hof an der Kai­ser-Wil­helm-Pro­me­nade – folgte ein wei­te­res pres­ti­ge­träch­ti­ges Ge­bäude. Eben­falls in Pla­nung sind auch die Wie­der­eröff­nung des Ho­tel Mi­ra­bell und des tra­di­ti­ons­rei­chen Ho­tel­dorfs Grü­ner Baum im nahe ge­le­ge­nen, ab­so­lut idyl­li­schen Kötschach­tal.

Er­gänzt wer­den die Ho­tel­pro­jekte durch ein um­fang­rei­ches Mo­bi­li­täts­kon­zept der Ge­meinde Bad Gas­tein, der Gas­tei­ner Berg­bah­nen und des Kur- und Tou­ris­mus­ver­band Bad Gas­tein. Ei­ner­seits wurde das Park­haus im his­to­ri­schen Zen­trum er­wor­ben, an­de­rer­seits wird bei der Stub­ner­ko­gel­bahn in den nächs­ten Jah­ren ein wei­te­res Park­haus neu er­rich­tet.

Es­sen­zi­ell für das Kon­zept ist vor al­lem der „Ver­ti­cal Link” – ein un­ter­ir­di­scher Tun­nel, der das his­to­ri­sche Zen­trum mit der dar­über lie­gen­den Orts­ebene ver­bin­den wird. Die Gäste ge­lan­gen da­mit in Zu­kunft auf För­der­bän­dern di­rekt von Bahn­hof, Piste oder Therme ins Ho­tel.

www.gastein.com