Südtirol: Frühlingserwachen auf dem Bozener Hausberg Ritten

Wenn ei­ner die Seele ei­ner Land­schaft deu­ten konnte, dann Sig­mund Freud. Mehr als ein Jahr­hun­dert nach dem wohl be­rühm­tes­ten Be­su­cher des Rit­ten er­freut Süd­ti­rols schöns­ter Aus­sichts­bal­kon hoch über Bo­zen zum Früh­lings­er­wa­chen mit ein­ma­li­gen Ge­nuss­mo­men­ten und in­ter­es­san­ten Men­schen.

„Hier auf dem Rit­ten ist es gött­lich schön und be­hag­lich“, schrieb Sig­mund Freud im Jahr 1911 sei­nem Kol­le­gen C.G.Jung, als er hier ge­mein­sam mit sei­ner Fa­mi­lie die Mo­nate Au­gust und Sep­tem­ber ver­brachte. Die fol­gen­den Bei­spiele il­lus­trie­ren das Früh­lings­er­wa­chen am Rit­ten am bes­ten.

Zu Besuch bei Bienenflüsterer Paul Rinner

Paul Rin­ner, Bio-Im­ker und Ho­te­lier © APIPURA Ho­tel Rin­ner

Kei­ner kennt sich mit dem flei­ßi­gen Bie­nen­volk bes­ser aus als Paul Rin­ner. Der Chef des APIPURA Ho­tel Rin­ner ist pas­sio­nier­ter Bio-Im­ker. Er hat uns ver­ra­ten, dass Bie­nen und Pin­guine über eine ähn­li­che Tech­nik ver­fü­gen, um den kal­ten Win­ter zu über­ste­hen. Ver­kürzt ge­sagt, ku­scheln sie sich eng an­ein­an­der.

Die Bie­nen im In­ne­ren der Traube hal­ten quasi Win­ter­schlaf, die au­ßen wär­men den Rest durch hef­ti­ges Flü­gel­schla­gen. Das kann Wärme bis zu 40 Grad Cel­sius er­zeu­gen. Dann wird ro­tiert und die Hei­zer dür­fen nach in­nen zum Ni­cker­chen. Pin­guine ma­chen es ähn­lich.

Und wie macht sich die Biene fit für das Früh­jahr? Die Bie­nen­traube löst sich auf und die Kö­ni­gin be­ginnt mit der Ei­ab­lage. Die Tem­pe­ra­tur im Bie­nen­volk wird auf 35 Grad er­höht. Nun lö­sen die jun­gen „Som­mer­bie­nen” die „Win­ter­bie­nen” ab. So­bald die Au­ßen­tem­pe­ra­tur auf mehr als 11 Grad an­steigt, flie­gen sie – und zwar un­ab­hän­gig von Jah­res­zei­ten.

Der Almrausch am Ritten

Al­pen­ro­sen am Son­nen­pla­teau Rit­ten © Tou­ris­mus­ver­ein Rit­ten /​ Ti­berio Sor­villo

Die ei­nen nen­nen ihn Alm­rausch, die an­de­ren Al­pen­rose, ob­wohl sie keine Rose, son­dern ein Rho­do­den­dron ist. Wie­der an­dere ken­nen gleich die la­tei­ni­schen Na­men der Be­wim­per­ten und der Rost­blätt­ri­gen Al­pen­rose – Rho­do­den­dron hir­su­tum und Rho­do­den­dron fer­ru­gi­neum. Al­len ge­mein­sam ist, dass die knall­ro­ten Tep­pi­che ab Mai oder Juni die Berg­hänge der Al­pen über­zie­hen.

Be­son­ders schöne Alm­räu­sche sind zum Früh­lings­er­wa­chen an den fla­chen, son­nen­ver­wöhn­ten Berg­hän­gen des Rit­ten – ge­nauer des Ritt­ner Horns – zu se­hen. Ein klei­nes Pa­ra­dies fin­den hier oben aber nicht nur Blu­men­freunde, son­dern auch Berg­fans: Der 2.260 Me­ter hohe Haus­berg von Bo­zen hat eine der­art un­ver­baute Top­lage, dass man die Berge vom Ort­ler über die Do­lo­mi­ten bis zum Groß­glock­ner in der Ferne se­hen kann.

Aber noch­mals zu­rück zur Al­pen­rose und zu den Bie­nen: „Die Al­pen­rose ist für uns in Süd­ti­rol eine sehr wich­tige Tracht­pflanze“, weiß Im­ker Paul Rin­ner: „Die Farbe des Ho­nigs ist was­ser­hell, der Ge­ruch er­in­nert an Al­pen­blu­men, im Ge­schmack ist er sehr mild und leicht blu­mig. Er kris­tal­li­siert rasch und fein und ist ein schnel­ler En­er­gie­trä­ger.“ Flora und Fauna ge­hö­ren eben un­trenn­bar zu­sam­men.

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Die Ostereier-Künstlerin Heidi Rauch-Ramoser

Heidi Rauch-Ra­mo­ser © Ma­rie Ra­mo­ser

Mit dem Ma­len hat Heidi Rauch mit 14 Jah­ren be­gon­nen. Spä­ter wurde sie Glas­de­ko­ra­teu­rin. Vor 17 Jah­ren be­gann sie dann mit der Os­ter­ma­le­rei. Heute be­malt die 60-Jäh­rige etwa 100 Os­ter­eier im Jahr. „Los geht’s gleich nach Weih­nach­ten“, er­zählt sie: „Pro Ei brau­che ich etwa drei Stun­den.“

Wel­che Eier eig­nen sich am bes­ten? En­ten­eier! Weil ihre Ober­flä­che glatt wie Por­zel­lan ist. Hüh­ner­eier da­ge­gen sind po­rö­ser und man kann sie we­ni­ger de­tail­liert be­ma­len. Die Ar­beits­schritte sind im­mer gleich: „Ich färbe die Eier mit Zwie­bel­scha­len dun­kel, denn auf der Grun­die­rung he­ben sich die Far­ben bes­ser ab. Haupt­säch­lich male ich mit den Far­ben Weiß und Gold. Sie wer­den mit der Tusche­fe­der auf­ge­tra­gen“, er­zählt die Künst­le­rin.

„Ich male viele Mo­tive mit christ­li­chem Be­zug, wie die Mut­ter Got­tes mit Kind, den gu­ten Hir­ten oder auch die Auf­er­ste­hung Jesu. Wer die Eier be­trach­tet, soll dar­über nach­den­ken, wo­her der Brauch der Os­ter­ei­er­ma­le­rei kommt: Os­tern be­deu­tet nicht nur Früh­lings­er­wa­chen, son­dern steht als Sym­bol für Auf­er­ste­hung, für neues Le­ben“, be­tont Rauch.

Wäh­rend der „Muse“ – ei­ner neu ins Le­ben ge­ru­fe­nen Ge­mein­schafts­aus­stel­lung zum Er­halt der Ritt­ner Hand­werks­tra­di­tion – stellt Heidi Rauch ihre Krea­tio­nen aus. Ge­öff­net ist sie am 14., 16. und 18. April 2022 in Ober­bo­zen im Park des Ho­tel Post Vic­to­ria, am 30. Juli an der Hal­te­stelle „Lich­ten­s­tern“ der Rit­ter Bahn und am 10. Sep­tem­ber in Klo­ben­stein – je­weils von 10 bis 18 Uhr.

Früh­ling (c) Tou­ris­mus­ver­ein Rit­ten /​ So­phie Pich­ler

Die Ur­laubs­sai­son am Rit­ten star­tet mit den „Er­leb­nis­wo­chen” ab 1. April. Sie­ben Über­nach­tun­gen in­klu­sive Früh­stück sind dann be­reits ab 245 Euro pro Per­son buch­bar. Die Gäste kön­nen da­bei ei­nen Brot­back­kurs be­su­chen, ge­führte Ge­nuss­wan­de­run­gen in der Na­tur un­ter­neh­men, auf den Spu­ren der Kräu­ter wan­deln, die hei­lende Bie­nen­luft schnup­pern, Bo­zen er­kun­den und mit der Rit­ten­Card kos­ten­los Seil­bahn fah­ren.

www.ritten.com