Estland ist genau das richtige Ziel für den Nostalgic-Travel-Trip zurück in die Sommer der Kindheit. Barfuß durch den Sand mit einem Soft-Eis in der Hand, die Möwen kreischen und die Zeit steht still. So fühlt sich ein Sommer wie früher in Estland an.
Die Erinnerung kommt schon beim ersten Schritt in den Sand zurück. Das Salz in der Luft, Möwenrufe über den Dünen, der typische Geruch von Kiefernwald, Sonnenmilch und frisch gebratenem Fisch. Für viele beginnt genau hier die Reise in die Vergangenheit – an Estlands Küsten, Seen und Ferienorten, die schon seit Jahrzehnten Generationen von Urlaubern ans Meer locken.
Was früher für viele Esten und skandinavische Urlauber das klassische Sommerziel war, erlebt jetzt auch international ein Comeback. Nostalgic Travel – die bewusste Rückkehr an vertraute Orte aus Kindheit und Jugend – ist einer der Reisetrends 2025.
Eine aktuelle Studie von Hilton zeigt, dass 58 Prozent der Reisenden gezielt dorthin zurück wollen, wo sie als Kind unbeschwerte Tage verbracht haben. Auch Campspot bestätigt den Trend: Mehr als 70 Prozent wünschen sich nostalgische Outdoor-Ferien. Ob an der Westküste, auf den Inseln oder in Tallinn: Estland wartet mit vielen Orten auf, an denen die schönsten Erinnerungen wach werden.
Ferienorte mit Vergangenheit
Im Westen des Landes liegt Roosta – ein Feriendorf, das seit jeher als Klassiker für den Sommerurlaub gilt. Holzbungalows, Dünen und der weite Blick über die Ostsee: Hier hat sich das Lebensgefühl kaum verändert. Neu hinzugekommen sind charmante Cafés, gemütliche Lodges wie die „Villa Dirhami” und kleine Fischrestaurants, die an lauen Abenden zum Verweilen einladen.
Etwas nördlicher, im Badeort Võsu, weht noch immer der Duft von Pinien über die Dünen. Die Campingplätze wirken angenehm aus der Zeit gefallen – und genau das schätzen Gäste, die ein knisterndes Lagerfeuer am Strand der Rooftop-Bar im Luxushotel vorziehen und lieber auf nostalgischen Holzplanken barfuß zum Kiosk schlendern, als ein mehrgängiges Gourmet-Menü im Abendkleid zu genießen.
Sommerhauptstadt und Sehnsuchtsort
Viele Esten verbinden ihre ersten Ostsee-Erlebnisse mit der quirligen Kurstadt Pärnu. Hier trifft der Retro-Charme klassischer Seebäder auf moderne Cafés wie das „Supelsaksad”. Alte Villen reihen sich an neue Strandpromenaden. Wer Lust auf eine Zeitreise hat, flaniert zum „Karusselli Buffet”, wo die Holzstühle knarren wie vor Jahrzehnten.
Noch entschleunigter geht es in Haapsalu zu. Die Stadt am Meer ist eine Art Freilichtmuseum der Nostalgie – mit Holzhäusern, geschnitzten Veranden, Kopfsteinpflaster und Cafés, die aussehen wie aus einem Film der 1960er-Jahre. Besonders beliebt sind die jährlichen „Nostalgia Days”, wenn Oldtimer die Straßen säumen und Rock’n’Roll-Musik über die Promenade klingt.
Camping, Seen und das Glück der kleinen Dinge
Es sind aber nicht nur die bekannten Badeorte allein, die Erinnerungen wecken. Auch die Seen im Süden wie der Pühajärv, die Strände von Narva-Jõesuu im Osten des Landes oder die Dörfer entlang des riesigen Peipsi-Sees sind stille Sehnsuchtsorte für alle, die das Ursprüngliche suchen. Keine Hektik und kein digitales Dauerrauschen, aber dafür Picknick am Wasser – Mückenstiche inklusive – und das leise Gefühl, dass das Leben hier noch ein wenig einfacher ist.
Vergangenheit trifft Szeneviertel
Selbst in der Hauptstadt Tallinn gibt es Orte, die den Nostalgie-Charme bewahren. Im „Café Must Puudel” treffen 1970er-Jahre-Möbel auf moderne Kunst, in der Põhjala-Fabrik lassen sich alte Industriegebäude mit neuen Augen entdecken und wer den ultimativen Retro-Kick sucht, steigt in einen sowjetischen Geländewagen und fährt ins Umland – ganz ohne Navigationsgerät.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.