Auf der „Grünen Insel” gibt es rund 3.000 ehemalige Festungen, Burgen, Schlösser und Klöster, die ebenso beeindruckend wie fotogen sind – und damit mehr als genug Optionen, um historische Orte zu entdecken. Wir haben ein paar Tipps für sehenswerte Burgen und Klöster in Irland abseits der touristischen Trampelpfade zusammengestellt.
Generell haben Top-Sehenswürdigkeiten die Crux, dass sie zwar schön sind, aber mitunter auch ganz schön voll. Zu viele Besucher machen da mitunter nicht nur das Foto kaputt, sondern das Erlebnis gleich mit. Umgehen kann dies, indem man entweder besonders früh am Tag, besonders spät oder in der weniger frequentierten Nebensaison unterwegs ist.
Man kann aber auch eine andere Strategie verfolgen, indem man ähnliche Stätten aufsucht, die zwar vielleicht nicht ganz so fulminant sind wie die Premium-Attraktionen, aber immer noch viel Strahlkraft haben – und das bei deutlich weniger Andrang. Diese Kombination sorgt jedenfalls meist für ein authentischeres und intensiveres Besuchserlebnis.
Grianán von Aileach / County Donegal
Vor etwa 1.400 Jahren erbaut, galt die auf dem Greenan Hill in Donegal befindliche Festung Grianán von Aileach über viele Jahrhunderte als die mächtigste in ganz Ulster, wie die Nordprovinz der Insel früher hieß. Das kulturelle Zentrum war in der Zeit der frühen irischen Herrscher sogar der Sitz der Könige von Aileach.
Deshalb hat dieser Ort auch häufig Erwähnung in der irischen Mythologie und Folklore gefunden. Heute sind von der bedeutsamen Anlage nur noch Teile der inneren Mauern übrig, doch selbst die bis zu fünf Meter hohen Ruinen des kreisrunden Steinforts machen noch Eindruck – allein schon wegen der erhabenen Lage auf dem Hügel und der grandiosen Aussicht.
Boyle Abbey / County Roscommon
Über Jahrhunderte hinweg wurde Irland von den Zisterziensermönchen geprägt – und das lag nicht nur an ihrer Glaubensstärke, sondern auch an der starken, mitunter herausragenden Architektur ihrer Klöster. Noch heute zählen deren Überreste zu den schönsten kirchlichen Ruinen auf der irischen Insel.
Ein Beispiel ist die Boyle Abbey - etwas außerhalb des gleichnamigen Städtchens. Trotz teils großer Schäden übt die im frühen 13. Jahrhundert entstandene Anlage immer noch eine starke Faszination aus, was auch daran liegt, dass hier nie viel Andrang herrscht. Zu den Highlights der Klosterruine zählen die beeindruckenden Kreuzgänge und etliche, gut erhaltene Steinschnitzereien.
Quin Abbey / County Clare
Das unweit der Mündung des Shannon gelegene Kloster Quin geht nicht auf die Zisterzienser, sondern auf die Franziskaner zurück. Es ist eine der am besten erhaltenen Abteien ihrer Art in Irland und dennoch nicht überlaufen. Verglichen mit Muckross Abbey bei Killarney kommen hierher deutlich weniger Besucher, die aber ein ähnlich interessantes Setting vorfinden.
Das liegt neben dem gut erhaltenen Säulengang und den verwinkelten, wenn auch dachlosen Innenräumen auch an der interessanten Geschichte, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht – und an den interessanten Geschichten. Dazu gehört etwa die vom Gold, das Mönche der Quin Abbey im nahegelegenen Fluss versteckten. Gefunden wurde es aber bis heute nicht.
Fore Abbey / County Westmeath
Neben Zisterziensern und Franziskanern waren auch die Benediktiner in Irland aktiv. Die größten Überreste einer ihrer Abteien befinden sich beim Dorf Fore. Dabei fügen sich die Ruinen des im 7. Jahrhundert in einem Moor erbauten Klosters hübsch in die liebliche Tallandschaft ein.
Doch die Fore Abbey ist mehr noch für ihre sieben Wunder bekannt. Dazu gehört Wasser, das bergauf fließt, ein Baum, dessen Holz nicht brennt, und die Tatsache, dass das Kloster nicht im Moor versunken ist. Manche halten Fore Abbey gar für den „wundersamsten Ort der Insel“. Da wundert es fast, dass hier so wenig los ist.
Enniskillen Castle / County Fermanagh
Enniskillen ist die gemütliche Hauptstadt des mit seiner Seenlandschaft ohnehin sehr gemütlichen Countys Fermanagh – der kleinsten Grafschaft Nordirlands. Das Wahrzeichen des 14.000-Einwohner-Städtchens ist die am Fluss Erne gelegene, rund 600 Jahre alte Burg. Sie beschert mit ihren hohen Mauern und Türmen den Hausbootfahrern, die vom Upper oder Lower Lough Erne kommen, einen tollen Empfang.
Das gilt aber auch für alle, die sich von Land aus nähern. So oder so sollte man noch ein paar Schritte weitergehen – nämlich hinein. Enniskillen Castle hat es nämlich in sich. Nämlich gleich mehrere Museen, die die Geschichte der Region von der Prähistorie bis zur Neuzeit zeigen. Dazu gehören durchaus auch nicht so gemütliche Themen wie Militär und Krieg, indem Uniformen, Regimentsinsignien, Waffen und andere Erinnerungsstücke ausgestellt werden.
Audley‘s Castle / County Down
Viele irische und nordirische Ruinen, Klöster und Burgen werden nicht nur von interessierten Besuchern entdeckt, sondern auch von Filmemachern. So diente das im Osten Irlands befindliche Trim Castle als Drehort des Schotten-Epos „Braveheart“ und die Klosterreste auf der umtosten Insel Skellig Michael spielten bei „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ eine beachtliche Rolle. Durch solche Auftritte steigen ehemals eher unbekannten Orte zu wahren Pilgerzielen der Fans auf.
Ein Schicksal, das auch etlichen Burgen in Nordirland widerfuhr, wenn sie als Kulisse für „Game of Thrones“ – der wohl erfolgreichsten Fernsehserie der Geschichte – dienten. Dunluce Castle an der Causeway Coast ist so ein Beispiel. Eine der weniger besuchten GoT-Filmlocations stellt das dreistöckige Turmhaus Audley’s Castle oberhalb des Strangford Lough dar – ein typisches Beispiel für irische Häuser des Adels aus dem 14. bis 15. Jahrhundert.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.