Neue Erfahrungen erweitern den Horizont, fordern einen manchmal heraus und bringen frische Energie für die Zeit nach der Reise. An der Atlantikküste in Frankreich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich auszuprobieren und persönliche Grenzen zu verschieben, um mit neuen Perspektiven nach Hause zurückzukehren.
1 | Kitesurfen lernen in Saint Jean de Monts
Einmal den Kopf so richtig durchpusten, den Alltag einfach Alltag sein lassen und sich komplett auf Wind, Wellen und den eigenen Körper konzentrieren: Das funktioniert an der französischen Atlantikküste am besten beim Kitesurfen. Die endlosen Strände und beständig wehenden Winde machen die Region zu einem Hotspot für alle, die Wassersport mit Geschwindigkeit verbinden wollen.
Besonders beliebt sind Orte wie Saint-Jean-de-Monts und Fromentine in der Vendée, wo die vorgelagerte Insel Noirmoutier für ein abwechslungsreiches Revier sorgt. Auf sanften Wellen und in spiegelglatten Flachwasserzonen finden sowohl Anfänger als auch versierte Freestyler perfekte Bedingungen. Dank zahlreicher Kiteschulen wie La Base Nautique oder Fromentine Kite gelingt der Einstieg mühelos.
2 | Auf einer Festung im Atlantik übernachten
Tausche Ferienunterkunft gegen Schlafsack und Blick in die Sterne. Doch dieses Abenteuer geht noch weiter: Wer die Brücke vom französischen Festland zur Insel Oléron überquert, entdeckt zur Rechten das malerische Fort Louvois – eine Festung, die stolz inmitten der Wellen thront.
Genau dieses steinerne Schiff wird für eine warme Sommernacht zum außergewöhnlichsten Schlafzimmer, das man sich vorstellen kann. Am Himmel glitzern die Sterne, Wellen schlagen sanft an die alten Mauern, und mit dem ersten Licht des Morgens mischt sich der Ruf der Möwen in die Stille. Kein Lärm, keine Ablenkung, nur die Weite des Ozeans und ein Sonnenaufgang, der in Erinnerung bleibt und den Moment ehrt.
3 | Ein Tag als Austernzüchter am Bassin
Wenn die ersten Sonnenstrahlen das Bassin d’Arcachon in goldenes Licht tauchen, beginnt die Arbeit der zahlreichen Austernzüchter. Die Bucht gehört zu den bedeutendsten Austernzuchtgebieten in Frankreich. Viele Familienbetriebe leben seit Generationen vom Anbau der gefragten Delikatesse. Wer sie einen Tag lang begleitet, erlebt das ständige Geben und Nehmen mit den Gezeiten und der Natur und verlässt die eigene Komfortzone.
Hier werden Austern sortiert, dort Netze gedreht, um das Wachstum der Austern zu fördern, andernorts müssen sie aus dem Wasser gehoben werden. Der Geruch von Salz, Tang und Meer liegt in der Luft und jedes Workout wirkt lächerlich gegen die Kraftprobe am Bassin. Am Abend gibt es dann die wohlverdiente Belohnung: eine frische Auster – verfeinert mit einem Spritzer Zitrone und dazu eisgekühlter Weißwein.
4 | Einmal mit einem Wasserflugzeug abheben
Eine kleine Maschine, zwei Sitzplätze, davon einer für den Piloten: Ein Flug mit einem Wasserflugzeug erfordert Überwindung, doch lässt man sich auf dieses Erlebnis ein, kommt man aus dem Staunen kaum heraus und sieht die französische Atlantikküste aus einer ganz anderen Perspektive.
Am Ufer des Sees Biscarrosse-Parentis – unweit des Küstenortes Biscarrosse-Plage – liegt mit Latécoère ein geschichtsträchtiger Ort der französischen Luftfahrt. Einst starteten von hier Wasserflugzeuge zu transatlantischen Reisen nach New York und Biscarrosse wurde zu einem Symbol für diese Art des Reisens. Heute lassen Unternehmen wie Le Vol des Aigles diese Tradition aufleben und bieten 20-minütige Rundflüge inklusive aufregendem Start und Landung auf dem Wasser.
5 | Sich auf unbekannte Aromen einlassen
Glitschige Austern, grün schimmernde Meeresalgen und die Meeresschnecken „Bulots”: Für manchen mag eine Reise an die französische Atlantikküste in kulinarischer Hinsicht eine Herausforderung sein. Doch die unzähligen Delikatessen aus dem Meer sollte man keinesfalls unbeachtet lassen.
Meeresalgen etwa gelten mittlerweile als das neue Superfood. Julie und Vincent von Echos Nature sind seit 2017 ganz vorne mit dabei, wenn es um den Foodtrend Alge geht. Mit ihrem geschulten Blick erkennen sie essbare Arten und wissen, wie sie diese behutsam ernten und in einfachen Gerichten verarbeiten.
Wenn sich das Meer bei Ebbe zurückzieht, heißt es für sie, Gummistiefel anziehen und hinaus in die Natur. Bei ihren „Sorties Nature“, die rund um den malerischen Küstenort Pornic an der Loire-Mündung stattfinden, können alle, die sich mit der Welt der Meerespflanzen vertraut machen wollen, teilhaben.
6 | Baskische Handwerkstraditionen
Das Familienunternehmen ERRO aus dem französischen Baskenland öffnet bei den „Ateliers Sensoriels“ seine Türen für Neugierige und ermöglicht einen einzigartigen Einblick in das lokale Kunsthandwerk. Die dreistündigen Workshops geben dem Urlauber die Möglichkeit, sich mit einer der lokalen Handwerkstraditionen der Region vertraut zu machen, der Arbeit mit Leder. Selbermachen lautet dabei das Motto: Gemeinsam wird genäht, Garn und Färbung gewählt und im Anschluss geprägt, bis jeder sein Unikat in den Händen hält.
Das französische Baskenland ist eine Schatzkammer traditioneller Handwerkskunst, die seit Generationen bewahrt und weiterentwickelt wird. Die typischen Espadrilles, die gestreiften Stoffe der Linge Basque, die legendäre Baskenmütze oder der kunstvoll gefertigte Gehstock Makila sind nur einige Beispiele. Mathieu und Damien Devoucoux – die Gründer von ERRO – setzen dieses Erbe fort, indem sie in ihrem Atelier in Bayonne edle Lederwaren mit modernem Design und nachhaltigen Werten verbinden.
7 | Gemeinsam für saubere Meere engagieren
Warum nicht die Urlaubszeit nutzen und gemeinsam etwas bewirken? Die Idee ist jedenfalls simpel: Gemeinsam kann man an der französischen Atlantikküste Müll sammeln und so ein Zeichen gegen Umweltverschmutzung setzen. Genau dazu laden die Initiatives Océanes ein.
Die Urlauber können aktiv zum Schutz der Meere beitragen – ohne großen Aufwand, aber mit großer Wirkung. Organisiert von der Surfrider Foundation Europe, geht es nicht nur darum, Strände sauberer zu machen, sondern auch um die wissenschaftliche Erfassung der Abfälle.
Jede Plastiktüte, jede Flasche, jeder Kronkorken zählt, denn die gesammelten Daten helfen Forschern und Politikern, nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Wer Lust hat, Teil dieser Bewegung zu werden, findet regelmäßig Aktionen in Lacanau Océan, Le Porge Océan, Mimizan, Hendaye oder La Tranche-sur-Mer.
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.