Lago Maggiore: Seefestung vor Cannero öffnet für Touristen

Zu den At­trak­tio­nen am Lago Mag­giore ge­hö­ren Län­de­reien, die seit Jahr­hun­der­ten im Be­sitz der Adels­fa­mi­lie Bor­ro­meo sind. Ne­ben der Isola Bella und der Isola Madre zählt dazu auch die Fes­tung von An­gera. In die­sem Som­mer soll nun auch die Ruine der See­fes­tung vor Can­nero für Tou­ris­ten öff­nen.

In der Bor­ro­mäi­schen Bucht, die sich im mitt­le­ren Lago Mag­giore zwi­schen Ver­ba­nia und Stresa er­streckt, lie­gen win­zige In­seln. Ihre ade­li­gen Be­sit­zer lie­ßen sie schon vor Jahr­hun­der­ten in ein­zig­ar­tige Gar­ten­pa­ra­diese ver­wan­deln.

Isola Bella (c) R.Maggioni

Die Isola Bella wurde im 17. Jahr­hun­dert, ganz nach dem Ge­schmack der Epo­che, als Ar­chi­tek­tur- und Park­ensem­ble in ba­ro­cker Pracht ge­stal­tet. Die Isola Madre prä­sen­tiert sich bis heute als ro­man­ti­scher Land­schafts­park mit ver­schlun­ge­nen Pfa­den, lau­schi­gen Ecken, exo­ti­schen Pflan­zen und über­bor­den­der Blü­ten­pracht.

Von die­sem Ei­land schwärmte der fran­zö­si­sche Schrift­stel­ler Gust­ave Flau­bert, es sei der sinn­lichste Ort der Welt, den er kenne. Jetzt ha­ben beide In­seln wie­der Sai­son. Bis An­fang No­vem­ber öff­nen sie täg­lich ihre Pfor­ten für Blu­men- und Pflan­zen­freunde.

Geheimnisvolle Ruine wird multimedial

Isola Bella (c) R.Maggioni

Als große Neu­ig­keit der Tou­ris­mus­sai­son 2025 kün­di­gen die Bor­ro­mäi­schen Län­de­reien – die Terre Bor­ro­meo – die Er­öff­nung der Cas­telli di Can­nero für die Öf­fent­lich­keit an. Die Fes­tungs­ruine liegt auf ei­nem win­zi­gen Land­fle­cken im nörd­li­chen Teil des Lago Mag­giore zwi­schen Can­nero und Can­no­bio. Viele Jahre kannte man sie nur mit Bau­kran, denn die Re­stau­rie­rungs­ar­bei­ten an der stark ver­fal­le­nen Fes­tung zo­gen sich lange hin. Nun ist die Er­öff­nung in Sicht­weite ge­rückt. Der ge­naue Ter­min ist aber noch nicht be­kannt.

Fest steht nur, dass die Ruine noch in die­sem Som­mer als neue At­trak­tion mit ei­nem mul­ti­me­dia­len Mu­seum er­öff­nen soll. Die Be­su­cher kön­nen auch ei­nen Au­dio­guide auf ihr Smart­phone la­den und sich beim Rund­gang die span­nende Ge­schichte der See­fes­tung er­zäh­len las­sen.

Lange vor den Bor­ro­meo hat­ten sich auch schon an­dere Adels­fa­mi­lien auf dem Mini-Ei­land vor Can­nero eine trut­zige Fes­tung er­rich­ten las­sen. Hier konn­ten sie sich vor ih­ren Wi­der­sa­chern ver­schan­zen. Vor al­lem aber soll­ten die Cas­telli der Ver­tei­di­gung ge­gen die eid­ge­nös­si­schen Trup­pen die­nen, die im Mit­tel­al­ter hart­nä­ckig ver­such­ten, Teile der Lom­bar­dei un­ter ihre Kon­trolle zu brin­gen.

Queen Victoria war entzückt

Isola Madre (c) R.Maggioni

Nach­dem die Fes­tungs­in­seln 1519 in den Be­sitz von Lu­do­vico Bor­ro­meo ge­langt wa­ren, ließ die­ser auf den Fun­da­men­ten der zer­stör­ten Vor­gän­ger­burg eine neue er­rich­ten. In den fol­gen­den Jahr­hun­der­ten ver­lor der Ver­tei­di­gung-Stütz­punkt aber mehr und mehr an Be­deu­tung und wurde ver­las­sen. Aus Cas­telli di Can­nero wurde zeit­wei­lig eine Un­ter­kunft für Sol­da­ten, Pries­ter und Fi­scher. So­gar als Zi­trus­plan­tage und Ka­nin­chen­stall nutzte die Fa­mi­lie Bor­ro­meo das eins­tige Boll­werk im See.

Im 19. Jahr­hun­dert war die See­fes­tung zur Ruine ver­fal­len. Sol­che Orte tra­fen den Nerv der Zeit, in­spi­rier­ten Künst­ler und Schrift­stel­ler. Im Jahr 1879 schwärmte die bri­ti­sche Kö­ni­gin Vic­to­ria wäh­rend ih­res Ur­laubs am Lago Mag­giore von der ge­heim­nis­vol­len Ruine. Der Ver­fall der Türme und Mau­ern, die steil aus dem Was­ser ra­gen, ver­stärkte auch in ih­ren Au­gen die ro­man­ti­sche Schön­heit des Or­tes und seine An­zie­hungs­kraft. Ein Aqua­rell des eng­li­schen Ma­lers Wil­liam Tur­ner aus dem Jahr 1843 zeigt Cas­telli di Can­nero als ei­nen mys­ti­schen Ort, der je­den Mo­ment im See ver­sin­ken könnte.

Handwerker-Akrobaten im Einsatz

Cas­telli di Can­nero /​ Bau­stelle (c) R.Maggioni

Wäh­rend der­zeit noch die letz­ten Bau­ar­bei­ten an den Cas­telli di Can­nero lau­fen, reich­ten die zu­rück­lie­gen­den Win­ter­mo­nate aus, um die Pa­läste auf der Isola Bella und der Isola Madre wie­der auf Vor­der­mann zu brin­gen. Da­bei wa­ren akro­ba­ti­sche Ein­sätze ge­for­dert. Auf der Isola Bella ope­rier­ten spe­zia­li­sierte Hand­wer­ker in 25 Me­tern Höhe über dem Bo­den und po­si­tio­nier­ten Feu­er­mel­der im zen­tra­len Raum des Ge­bäu­des, der von ei­ner im­po­san­ten Kup­pel do­mi­niert wird.

Je­des der Re­stau­rie­rungs­pro­jekte sei mit höchs­ter Pro­fes­sio­na­li­tät und Lei­den­schaft für die Sa­che aus­ge­führt wor­den, be­tont Vi­ta­liano Bor­ro­meo, Prä­si­dent von Terre Bor­ro­meo. An­lie­gen der Fa­mi­lie sei es, die Au­then­ti­zi­tät der Ge­bäude zu er­hal­ten, da je­des von ih­nen ein Stück Fa­mi­li­en­ge­schichte er­zähle. Gleich­zei­tig wolle man die Nutz­bar­keit der Ge­bäude für zu­künf­tige Ge­ne­ra­tio­nen si­cher­stel­len.

Ka­me­lie (c) R.Maggioni

In den Parks von Isola Bella und Isola Madre läuft zu­dem seit 2024 eine ehr­gei­zige Ka­ta­lo­gi­sie­rung mit dem Ziel, den Um­fang und den kul­tu­rel­len und bo­ta­ni­schen Wert der Samm­lung zu er­mit­teln. Zu den bo­ta­ni­schen Schät­zen der In­seln ge­hö­ren Ka­me­lien. Von die­sen gibt es auf bei­den In­seln zu­sam­men etwa 300 Ex­em­plare, die elf ver­schie­de­nen Ar­ten an­ge­hö­ren und aus über 60 ver­schie­de­nen Züch­tun­gen stam­men.

Für alle Pflan­zen – vor al­lem für die äl­tes­ten und wert­volls­ten Ex­em­plare – wol­len die Bo­ta­ni­ker im Zuge der Ka­ta­lo­gi­sie­rung spe­zi­elle Pfle­ge­pläne er­stel­len, um sie noch mög­lichst lange für die stau­nen­den Au­gen von Blu­men­lieb­ha­bern zu er­hal­ten.

visit-lakemaggiore.com

Autorin: Elisabeth Kapral

Als Ju­ris­tin hat Eli­sa­beth ge­lernt, ex­akt zu for­mu­lie­ren. Das kommt ihr jetzt zu­gute, wenn sie für travel4news schreibt. Wor­über sie schreibt, weiß sie da­bei ganz ge­nau, denn sie hat be­reits 108 der 193 in der UNO ver­tre­te­nen Län­der be­sucht – und viele von ih­nen auch mehr­fach.

Holen Sie sich unseren Newsletter!

News und Tipps – bis zu zwei­mal pro Wo­che kos­ten­los in Ih­rem Post­fach

Fol­gen Sie uns auf So­cial Me­dia:

Facebook Instagram Threads

MEHR AUS DIESER KATEGORIE