Die malerische Wildnisstraße in Schweden ist die höchstgelegene asphaltierte Straße des Landes und eine der faszinierendsten Strecken für einen Roadtrip in Skandinavien. Immerhin erreicht die „Vildmarksvägen” - so der schwedische Name – an ihrem höchsten Punkt stolze 867 Meter über dem Meeresspiegel.
Die rund 500 Kilometer lange Strecke erstreckt sich von Strömsund im nördlichen Jämtland über Gäddede nach Vilhelmina im südlichen Lappland und biegt schließlich bei Dorotea in die E45 ein. Ein besonders berühmter Abschnitt schlängelt sich über das beeindruckende Stekenjokk-Plateau – ein geschütztes samisches Gebiet, in dem Rentiere friedlich grasen und seltene Vogelarten ihr Zuhause haben.
Entlang von Seen und Wasserfällen
Die Straße verläuft entlang von Seen, Wasserwegen und leicht zugänglichen Wasserfällen. Einer davon ist der beeindruckende Hällingsåfallet, der sich aus einer Höhe von mehr als 40 Metern in die Hällingsån – die längste mit Wasser gefüllte Schlucht des Landes – stürzt. Dieses Wunder der Natur befindet sich ungefähr eineinhalb Stunden von Strömsund entfernt und ist bequem über einen Fußpfad oder einen fünf Kilometer langen Wanderweg vom Parkplatz erreichbar.
Ungefähr 45 Kilometer nördlich von Gäddede befindet sich der Stora Blåsjön – ein 40 Quadratkilometer großer See, der sich durch seine ruhige und spiegelglatte Wasseroberfläche auszeichnet und einen atemberaubenden Blick auf die Berge bietet. Er ist ein Mekka für Forellenangler und Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Kajakfahren und Reiten. Ein weiterer spektakulärer Wasserfall ist der Trappstegsforsen am Kultsjön-See. Die Kaskaden erfreuen sowohl Angler als auch Fotografen.
Die größte Unterwasserhöhle
Vom Stora Blåsjön führt der Weg zum faszinierenden Naturschauspiel der Korallgrottan. Diese Unterwasserhöhle ist mit sechs Kilometern die längste in ganz Schweden. Sie erstreckt sich über eine Fläche von 26 Quadratkilometern und bietet schmale Gänge, beeindruckende Höhlensäle und sogar einen Wasserfall am Eingang. Allerdings darf sie nur während der Sommermonate im Rahmen von geführten Touren betreten werden.
Der Stekenjokk-Abschnitt – der bekannteste Teil der Route – ist bis Mitte Oktober geöffnet. Die einzigartige und raue Landschaft unterliegt besonderen Vorschriften, da sie sowohl ein Vogelschutzgebiet als auch eine samische Kulturlandschaft ist. Hier hüten und versorgen die Samen seit Jahrtausenden ihre Rentiere. Der samische Name für Stekenjokk lautet „Stihken”, was so viel bedeutet wie „der Ort, an dem die Rentiere bleiben”.
Kirchendörfer auf dem Weg
In der Umgebung des Vildmarksvägen gibt es viele kulturell bedeutsame Orte der Samen – Europas einziger Ursprungsbevölkerung. Im Kirchendorf Ankarede kann man zum Beispiel die traditionellen samischen Hütten – „goahti” genannt – besichtigen, aber auch eine Kapelle, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbaut wurde.
Auf dem Weg nach Vilhelmina lohnt es sich, Halt am See Kultsjön zu machen und über die Fußgängerbrücke in das Kirchendorf Fatmomakke – auf Sámi „Faepmi” – zu gehen, das um das Jahr 1700 errichtet wurde und als das bedeutendste samische Kirchendorf in Schweden gilt. Im Kirchendorf Vilhelmina besteht sogar die Möglichkeit, in einer der malerischen Hütten aus dem 19. Jahrhundert zu übernachten, die heute von der Swedish Tourist Association betrieben werden.
Bevor man seine Reise fortsetzt, lohnt es sich, einen Abstecher zum bekannten Geschäft Bergmans Fisk & Vilt, das auch ein Restaurant beherbergt. Bergmans ist für seinen preisgekrönten handgeräucherten Fisch bekannt und bietet zudem eine Auswahl an hausgemachten Spezialitäten wie über Holz geräuchertes Elch- und Rentierfleisch.
Der Vildmarksvägen
Zu beachten ist, dass der „Vildmarksvägen” eine öffentliche Straße ist und somit grundsätzlich das ganze Jahr über befahrbar ist, solange die Wetterbedingungen es zulassen. In den Sommermonaten von Juni bis September ist sie normalerweise in gutem Zustand und für den Verkehr ohne größere Einschränkungen geöffnet. In dieser Zeit stehen auch die meisten Serviceeinrichtungen entlang der Strecke zur Verfügung.
Während des Winters – von November bis April – kann der „Vildmarksvägen” von Schnee und Eis bedeckt sein. Dies kann zu vorübergehenden Sperrungen oder einem eingeschränkten Zugang führen – insbesondere in den höheren Lagen. Unabhängig von der Jahreszeit ist es jedenfalls ratsam, ausreichend Zeit einzuplanen, um die Strecke in Ruhe zu erkunden und unvorhergesehene Verzögerungen durch die Wetterbedingungen zu berücksichtigen.
visitsweden.de / www.vildmarksvagen.se
Autorin: Elisabeth Kapral
Als Juristin hat Elisabeth gelernt, exakt zu formulieren. Das kommt ihr jetzt zugute, wenn sie für travel4news schreibt. Worüber sie schreibt, weiß sie dabei ganz genau, denn sie hat bereits 108 der 193 in der UNO vertretenen Länder besucht – und viele von ihnen auch mehrfach.