Florentiner Renaissance: Eine Stadt sucht ein neues Gleichgewicht

8.000 Fahr­zeuge täg­lich, mehr als 2,5 Mil­lio­nen im Jahr. Das war das ge­schätzte Ver­kehrs­auf­kom­men vor Co­rona am Lun­garno Ac­ciaiuoli in Flo­renz – dem stim­mungs­vol­len Ab­schnitt des rech­ten Arno-Ufers zwi­schen Ponte Vec­chio und Ponte Santa Tri­nità. Nun darf dort über­haupt nichts mehr fah­ren. Nicht ein­mal Ta­xis, Busse oder Rol­ler.

„Mit ei­ner Flä­che von rund 1.400 Qua­drat­me­tern ist dies die größte Ver­kehrs­be­ru­hi­gung der Stadt nach je­ner des Dom­plat­zes“, be­tonte Bür­ger­meis­ter Da­rio Nar­della an­läss­lich der Fer­tig­stel­lung der neu be­pflas­ter­ten Ufer­straße, de­ren häss­li­cher Asphalt durch tra­di­tio­nelle, schlichte Stein­qua­der er­setzt wurde. Die Neu­ge­stal­tung der Straße zeigt zu­gleich, wie er­folg­reich öf­fent­li­che Hand und Pri­vat­sek­tor zu­sam­men ar­bei­ten kön­nen – wenn sich beide Par­teien ei­nig sind.

Flo­renz /​ Ponte Vec­chio (c) pix­a­bay /​ Er­vin Gjata

Rund 1,3 Mil­lio­nen Euro hat das Pro­jekt ge­kos­tet. Fast ein Vier­tel da­von wurde vom Un­ter­neh­men der Fa­mi­lie Fer­ra­gamo über­nom­men, de­ren Head­quar­ter – der groß­ar­tige Pa­lazzo Spini Fe­roni – am Lun­garno Ac­ciaiuoli steht. Auch das 37-Sui­ten-Ho­tel Por­trait Firenze ist hier zu fin­den – als Teil der lu­xu­riö­sen Lun­garno Coll­ec­tion, die eben­falls den Fer­ra­ga­mos ge­hört.

Als das ze­re­mo­ni­elle Band durch­schnit­ten wurde, stand Leo­nardo Fer­ra­gamo an vor­ders­ter Front: „Für meine Fa­mi­lie und für mich ist es eine Ehre, Flo­renz zu un­ter­stüt­zen“, er­klärte er, „Mein Va­ter hat die Stadt we­gen ih­rer Ge­schichte, ih­rer Kul­tur und den au­ßer­ge­wöhn­li­chen Fä­hig­kei­ten ih­rer Hand­wer­ker ge­wählt. Meine Ge­schwis­ter und ich sind hier ge­bo­ren und auf­ge­wach­sen. Wir möch­ten die­ser ein­zig­ar­ti­gen, wun­der­schö­nen De­sti­na­tion et­was zu­rück ge­ben und ihr bei ih­rem Neu­start hel­fen.”

Ho­tel Por­trait Firenze am Lun­garno Ac­ciaiuoli (c) Lun­garno Coll­ec­tion

Flo­renz kann auch Un­ter­stüt­zung ge­brau­chen, nach­dem in den letz­ten zehn Jah­ren viele hei­mi­sche Un­ter­neh­mer ihre Ak­ti­vi­tä­ten auf den boo­men­den Tou­ris­mus kon­zen­triert hat­ten und so zu ei­ner Ent­wick­lung bei­tru­gen, die je­des nor­male Stadt­le­ben un­mög­lich machte. Mie­ten wur­den un­be­zahl­bar – so­wohl für Be­woh­ner als auch für Hand­wer­ker, In­ha­ber klei­ner Lä­den oder Be­trei­ber von Ki­nos, Kunst­ga­le­rien und Kin­der­ta­ges­stät­ten.

Nun ließ die Co­rona-Pan­de­mie das Ge­schäfts­mo­dell wie ein Kar­ten­haus in sich zu­sam­men­fal­len. Nach­dem die Tou­ris­ten na­hezu voll­stän­dig ver­schwun­den sind, wirkt die Stadt wie leer­ge­fegt: In den teu­ren Bou­ti­quen an der Via de’ Tornabuoni lang­wei­len sich ein­same Ver­käu­fe­rin­nen und die Ta­schen­ver­käu­fer am Mer­cato del Por­cel­lino war­ten ver­geb­lich auf Kun­den.

Flo­renz /​ Ponte Vec­chio (c) pix­a­bay /​ Tom­maso Mo­rini

Viele Re­stau­rants ha­ben wohl für im­mer ge­schlos­sen. Selbst in Bars und Ca­fés sind nur we­nige Gäste zu se­hen. „Flo­renz muss ein neues Gleich­ge­wicht fin­den“, glaubt Leo­nardo Fer­ra­gamo: „Un­ser Tou­ris­mus muss sich än­dern, wir müs­sen un­sere Stadt in­tel­li­gen­ter ver­mark­ten und sie auch für Ein­hei­mi­sche wie­der le­bens­wert ma­chen. Das wird die große Her­aus­for­de­rung nach die­sem so schwie­ri­gen Mo­ment, der zu­gleich die his­to­ri­sche Chance mit sich bringt, uns zu ver­bes­sern.”

Die Fer­ra­ga­mos hat­ten schon in der Ver­gan­gen­heit mehr­fach und groß­zü­gig in die Schön­hei­ten ih­rer Stadt in­ves­tiert – etwa mit der Fi­nan­zie­rung der 1,5 Mil­lio­nen Euro teu­ren Re­stau­rie­rung des be­rühm­ten Nep­tun-Brun­nens auf der Piazza della Signo­ria oder mit der 600.000-Euro-Renovierung ei­ni­ger Säle der Uf­fi­zien.

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Flo­renz /​ Gal­le­ria degli Uf­fizi (c) pix­a­bay /​ da­li­bro

Auch die Ver­wand­lung des stark be­fah­re­nen Lun­garno Ac­ciaiuoli in ei­nen nach an­ti­kem Mus­ter ge­pflas­ter­ten Fuß­gän­ger­be­reich kommt den Uf­fi­zien zu­gute, denn der Lun­garno degli Ar­chi­bu­sieri und der Lun­garno Me­dici – also die Ver­län­ge­run­gen des Lun­garno Ac­ciaiuoli jen­seits des Ponte Vec­chio – sind fortan ebenso für den Ver­kehr ge­sperrt.

Wie wich­tig die­ses De­tail ist, er­klärt Eike Schmidt, deut­scher Di­rek­tor der Gal­le­ria degli Uf­fizi: „Seit vor ein­ein­halb Jah­ren ein LKW das Ge­mäuer des zu den Uf­fi­zien ge­hö­ren­den Va­sari-Kor­ri­dors ge­schrammt hat, mes­sen wir die Aus­wir­kun­gen der Vi­bra­tio­nen, die der Ver­kehr auf das 500 Jahre alte Bau­werk aus­übt. Die 8.000 Fahr­zeuge, die täg­lich und teil­weise viel zu schnell dar­un­ter hin­durch don­nern, ver­ur­sa­chen win­zige Risse, die es auf Dauer ge­fähr­den könn­ten. Diese Sorge sind wir nun los.”

Ho­tel Por­trait Firenze (c) Lun­garno Coll­ec­tion

Die Fuß­gän­ger kön­nen jetzt in al­ler Ruhe am Arno ent­lang spa­zie­ren und den Blick auf den Ponte Vec­chio und die Pa­läste am Fluss­ufer ge­nie­ßen, ohne sich vor hu­pen­den Au­tos und schimp­fen­den Ta­xi­fah­rern in Si­cher­heit brin­gen zu müs­sen. Da­mit ist das schöne Flo­renz noch et­was schö­ner ge­wor­den, aber auch nach­hal­ti­ger, qua­li­täts­be­wuss­ter und mehr am Zeit­geist ori­en­tiert.

Im Mo­ment be­kom­men das vor al­lem die Flo­ren­ti­ner zu spü­ren. Doch das Si­gnal geht weit über die Stadt­gren­zen hin­aus und gilt als Weg­wei­ser für den ita­lie­ni­schen Tou­ris­mus der Zu­kunft. Mehr In­for­ma­tio­nen zu den Ho­tels der Fa­mi­lie Fer­ra­gamo sind auf www.lungarnocollection.com zu fin­den.