Die 52 Hektar große Handelsmetropole Hegra wurde einst von den Nabatäern und den Thamud bewohnt und ist in Saudi-Arabien unter dem Namen Mada’in Salih bekannt. Sie liegt rund 400 Kilometer nordwestlich von Medina – und rund 1.100 Kilometer von der Hauptstadt Riad entfernt – nahe der Oase al-Ula im Sharaan-Naturreservat und war vor rund 2.000 Jahren die südlichste Stadt des nabatäischen Königreichs.
Die Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe verdankte Mada’in Salih vor allem den mehr als 100 monumentalen Felsengräbern, die zwischen dem ersten vorchristlichen und dem ersten nachchristlichen Jahrhundert kunstvoll in den Sandstein gemeißelt wurden und teilweise noch erstaunlich gut erhalten sind. Ähnlich faszinierende Bauwerke finden sich ansonsten nur im jordanischen Petra.
Neben Hegra beherbergt die Region mit ihrer fantastischen Wüstenlandschaft zwischen schroffen Sandsteinformationen zudem noch weitere historische Stätten, wie zum Beispiel die Flüsterschluchten von Jabal Ikmah und das antike Dadan. Die Hauptstadt der Königreiche Dadan und Lihyan galt als eine der am weitesten entwickelten Metropolen des ersten Jahrtausends vor Christus auf der Arabischen Halbinsel.
Ein neues Luxusresort namens „Sharaan by Jean Nouvel” soll nun dieses Wunder der Menschheit wieder beleben, ohne das kulturelle Erbe und die einzigartige Landschaft ringsherum zu verändern. Nach den Entwürfen von Jean Nouvel wird es daher im Inneren eines riesigen Felsens nahe der Oase al-Ula errichtet und nur über kaum erkennbare Balkone mit der Umwelt verbunden sein, wie ein spektakuläres Video verdeutlicht.
Geplant sind 40 Suiten und drei Villen sowie ein Retreat Summit Centre ganz in der Nähe. Inspiriert von den Nabatäern spielt der Star-Architekt dabei mit den alten Lebensweisen und integriert die Art und Weise, wie sie einst mit ihrer Umwelt interagierten, um „sich wieder mit der Erde zu verbinden und nachhaltige Lebensräume zu erschaffen – fernab von der Hitze des Sommers und der Kälte des Winters”, wie es in einer Aussendung der Royal Commission for al-Ula (RCU) heißt.
Nouvel betont in seinem Konzept vor allem die Bedeutung des Erhalts einer so einzigartigen Landschaft: „al-Ula ist ein Museum. Jedes Wadi und jeder Steilhang, jede Sandfläche und jeder felsige Umriss, jede geologische und archäologische Stätte verdient die größte Beachtung. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir ihre Unverwechselbarkeit erhalten, die weitgehend auf ihrem abgelegenen und gelegentlich archaischen Charakter beruht.”
Seine Verpflichtung, die Landschaft und das antike Erbe zu respektieren, bedeutet aber nicht, dass der Architekt vor modernen Ideen zurückschreckt: „al-Ula verdient es, ein gewisses Maß an Modernität zu erlangen”, deutet Nouvel an: „Die Zukunft zu planen ist eine nie endende Verpflichtung, die von uns verlangt, dass wir vollständig an Orten in der Gegenwart leben und gleichzeitig die Vergangenheit wachrufen”.
So will Jean Nouvel „öffentliche Räume schaffen, die auf die Freude am Leben ausgerichtet sind – bei Tag und bei Nacht, mit all den verschiedenen Farben, Licht, Schatten, Wind, sintflutartigen Regenfällen und dem Lauf der Zeit”. Dabei möchte er die Gäste einladen, sich in jedem Detail auf eine Reise durch die Jahrtausende zu begeben – von der ewigen Haptik der Felsen bis zum weichen Komfort der Sessel und Sofas.
Für Saudi-Arabien ist das Sharaan by Jean Nouvel ein Schlüsselelement in der Strategie, al-Ula zu einem globalen Ziel für den Kultur- und Ökotourismus zu machen. Dafür wurde eine Charta mit zwölf Leitprinzipien entworfen, welche die Royal Commission for al-Ula zu einer langfristigen Entwicklung verpflichten, ohne die Geschichte, das Erbe und die Landschaft zu beeinträchtigen.
„Wir sind ein Reiseziel, das von Künstlern gebaut wurde. Das Sharaan by Jean Nouvel wird auf diesem Vermächtnis aufbauen und zu einer zeitlosen Landschaftsarchitektur werden, die für immer Bestand hat – ein Geschenk an die Welt”, betont CEO Amr AlMadani, der bis 2035 mit jährlich zwei Millionen Besuchern in al-Ula rechnet. Die Fertigstellung des Resorts soll bereits 2024 erfolgen.